Imre Török, ehemaliger Landes- und Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, ist bei der Mitgliederversammlung des VS Baden-Württemberg am vergangenen Samstag der Ehrenvorsitz des Landesverbands verliehen worden. Im Saal waren sich nach der unangekündigten Ehrung alle einig: Diese Würdigung war längst überfällig. Es gab aber auch noch einen weiteren Grund zur Freude – und jede Menge Stoff zum Diskutieren.
„Es gibt wohl kaum jemanden sonst in diesem Verband, der sich für die Sache von uns Autorinnen und Autoren über so viele Jahre so konsequent eingesetzt hat wie Imre.“ Mit diesen Worten leitete Martin von Arndt, der gemeinsam mit Christine Lehmann seit einem Jahr die Doppelspitze des VS Baden-Württemberg bildet, seine Rede an Imre Török ein.Während seines mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Engagements im Land und im Bund sei der „stille Arbeiter“ Török „bis an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit gegangen – und manchmal gewiss auch darüber hinaus“.
Martin von Arndt bezeichnete Imre Török als Mentor und Rollenmodell. Der Geehrte nahm das sichtbar gerührt zur Kenntnis und Ehrenurkunde sowie Geschenke des Vorstands freudestrahlend in Empfang. Im späteren Verlauf berichtete er ausführlich von den Vorbereitungen des Jubiläumskongresses anlässlich des 50-jährigen Bestehens des VS, der vom 14. bis 17. Februar in Aschafenburg stattfinden und nach dem er – wie der Rest des amtierenden Bundesvorstands – aus dem Amt ausscheiden wird.
Bundesverdienstkreuz für Ursula Jetter
Leider nicht persönlich gratulieren konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mitgliederversammlung ihrer Verbandskollegin Ursula Jetter, die Ende September mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden ist. Applaus spendeten sie der unermüdlichen Kollegin dennoch.
Eingebettet war die Mitgliedeversammlung im Restaurant Deli in der Stuttgarter Geißstraße auch in diesem Jahr wieder in das bundesweit einzigartige Schriftstelleressen auf Einladung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der bedauerlicherweise nicht persönlich anwesend sein konnte, dessen Grüße aber Eva-Maria Rembor überbrachte. Die Fachreferentin für Literatur und Philosophie aus dem Kulturamt berichtete über Kulturförderungen der Landeshauptstadt. Christine Brunner, die Leiterin der Stadtbibliothek, thematisierte anschließend eindrucksvoll und nachdrücklich die Daseinsberechtigungen von Bibliotheken im digitalen Zeitalter.
Die VS-Landesvorsitzende Christine Lehmann sprach in ihrer Begrüßungsrede über den „mutigen und realistischen Blick in die Zukunft“ in Zeiten, die für Intellektuelle eher deprimierend seien, da sie sich konfrontiert sähen mit dem „Geschrei derer, die Pluralität und kulturelle Vielfalt ablehnen“. Lehmann forderte: „Ich meine, wir Schriftsteller/innen haben gerade jetzt eine große Verantwortung und eine große Aufgabe. Wir müssen unsere Sprache aus dem Missbrauch befreien und in unsere Werte zurückholen.“
Foto oben (Marc Bensch): Der Vorstand des VS Baden-Württemberg gratuliert Imre Török (Mitte) zum Ehrenvorsitz
Foto unten (Christine Lehmann): Das Schriftstelleressen (im Bild: das Dessert) auf Einladung von OB Fritz Kuhn ist bundesweit einmalig.