Tipps für angehende Autor*innen

tippsHier finden Sie einige Tipps zu folgenden zentralen Themen:

1. Die Lesung / Honorar, Veranstaltung, Presse, Interview
2. Der Verlagsvertrag
3. Wie finde ich einen Verlag?
4. Die Literaturagentur und andere Agenten

1. Die Lesung

Wer kümmert sich?
Eigentlich sollte Ihnen der Verlag für Ihr neues Buch Lesungen verschaffen. Das klappt nicht immer gut. Erfolgreicher ist man, wenn man sich selbst ein bisschen kümmert.
Der Friedrich-Bödecker-Kreis vermittelt und fördert finanziell Lesungen in Schulen. Lehrkräfte können sich hier informieren, wie sie eine Lesung organisieren.
Auch der Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg unterstützt Lesungen mit einem Honorar. Dafür muss man sich beim Fds bewerben.

Ein Anruf bei der Buchhandlung …
setzt den Buchhändler oder die Buchhändlerin in Verlegenheit. Sie muss zugeben, dass sie Ihr Buch nicht kennt oder nur Prominente zu Lesungen einlädt. Die Telefonaktion des Autors mag hin und wieder Erfolg haben. Aber wenn Sie daran interessiert sind, viele Lesungen zu haben, suchen Sie sich eine Agentur dafür. (Wir geben hier keine Empfehlung ab, die Agentur müssen Sie selbst suchen.) Ein*e Agent*in verlangt pro vermittelter Lesung rund 20 Prozent. Wunder kann auch sie nicht bewirken.

Das Honorar
Der VS empfiehlt 300 € + 19 % Mehrwertsteuer + Fahrtkosten/Übernachtung als angemessenes Honorar für eine Lesung.
Allerdings werden Sie oft damit konfrontiert, dass die Buchhandlung, die Stadtbibliothek oder eine soziale Einrichtung erklärt, soviel könne sie nicht zahlen. Dann müssen Sie abwägen. In den meisten Fällen pendelt das Honorar sich bei 250 € ein. Sie lesen zwischen 75 Minuten und anderthalb Stunden und sind hinterher bereit zu signieren. So ein Abend dauert in der Regel mindestens zwei Stunden, An- und Abreise nicht mitgerechnet.
Lesungen für Kinder sind kürzer, die Honorarforderung darum etwas geringer (Richtwert: 250 € + MwSt + Fahrtkosten.)

Wenn Sie zu einer Lesung eingeladen werden, dann klären Sie ab:
Beim ersten Kontakt:
Wo soll ich lesen? (In welchem Rahmen, in welchem Raum, einem Saal, Kammer, Bibliothek etc.)
Wie lang soll ich lesen? Das ist wichtig, wenn mehrere Autor*innen eingeladen werden. Und halten Sie sich dann unbedingt an die Zeitvorgabe. Wenn sie lautet 10 Minuten, machen Sie sich weder im Publikum noch bei Ihren Mitlesenden Freunde, wenn Sie 20 Minuten lesen.
Wer kommt zur Lesung? (Ältere, jüngere, der Sportkclub oder Bildungsbürgertum? Welches Alter haben die Schüler oder Kinder, wie viele Klassen nehmen teil?)
Welches Honorar bekomme ich? Weisen Sie auf die Mehrwertsteuer hin. Die müssen Sie in jedem Fall ans Finanzamt zahlen, der kommerzielle Veranstalter kann sie sich zurückholen, ein Verein oder ein privater Veranstalter nicht. (Auf eine Entschädigung für die Anfahrt können Sie verzichten, wenn es sich um eine Innenstadt-Entfernung handelt.)
Halten Sie die Honorar-Vereinbarung schriftlich fest (tragen Sie sie wenigstens in Ihren Terminkalender mit ein). Lassen Sie sich einen Vertrag schicken, auf jeden Fall aber eine E-Mail, in welcher der Veranstalter die vereinbarte Summe bestätigt. (Das Risiko, hinterher kein Geld zu bekommen, ist sehr gering, aber es kommt durchaus vor, dass sich ein Veranstalter nicht mehr an die Vereinbarung erinnern will.)

Beim zweiten Gespräch:
Gibt es einen Büchertisch? Ist eine örtliche Buchhandlung damit betraut, muss ich selber Bücher mitbringen? Vor allem Stadtbibliotheken oder Vereine vergessen gern den Büchertisch, den eine Buchhandlung aufbauen muss.
Gibt es ein Mikro? Wenn Sie eine eher leise oder ungeübte Stimme haben, unbedingt nötig. Es ist für die Zuhörer*innen leichter, einem Text zu folgen, wenn sie sich nicht mit Lauschen anstrengen müssen.
Gibt es Licht, ein Leselämpchen? In dämmrigen Räumen oder wenn Sie von Scheinwerfern angestrahlt werden, sehen Sie keine Buchstaben mehr. Und gerade daran denken Veranstalter fast nie von allein.
Wie lese ich vor? An einem Tisch, auf einem Sofa, stehend? Wenn Sie gerne stehen, dann ist das für den Veranstalter meist kein Problem. In tiefen Sesseln oder Sofas versunken vorlesen, wirkt zwar bequem, ist es aber nicht für Sie, denn es erschwert Ihnen das Vorlesen mit gutem Stimmvolumen. Am einfachsten ist es, wenn man einen Tisch vor sich hat. (Und für Frauen ein kleiner Tipp: Die Zuhörenden schauen meist anderthalb Stunden lang unter dem Tisch hindurch auf Ihre Knie. Sie sollten sich überlegen, ob Sie sich unter dieser Bedingung in einem kurzen Rock wohl fühlen.)
Wer hält die Einführung? Ein dunkles Thema. Aber verlieren Sie nicht die Nerven, wenn der Veranstalter Ihren Namen nicht richtig ausspricht, Ihre Bücher nicht kennt und seine Rede mit den Worten beschließt: „Der Autor/die Autorin stellt sich am besten selbst vor.“ Überlegen Sie sich grundsätzlich vorher, wie Sie sich selbst vorstellen wollen, und tun Sie das freundlich. Das Publikum ist Ihretwegen gekommen und in freundlichster Stimmung, die es sich nicht gleich verderben lassen will.
Bitten Sie um eine navi-fähige Adresse! Vergewissern Sie sich, dass Sie den Ort genau kennen. Falls Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, stellen Sie sicher, dass Sie abgeholt werden. Und vor allem, dass Sie nach der Veranstaltung auch wieder zum Bahnhof gebracht werden. Daran denken Veranstalter nicht immer, sie wollen nämlich auch heim. Sonst stehen Sie auf einmal allein in einem menschenleeren Ortskern und wissen nicht, wohin.

Wenn Sie da sind:
Wo sitze ich? Ist Ihnen das angenehm oder nicht. Tische und Stühle kann man verrücken.
Ist Licht da?
Funktioniert das Mikro und wie funktioniert es?
Bekomme ich ein Glas Wasser?
Und vergessen Sie nicht hinterher, die Rede auf das Honorar zu bringen. Buchhandlungen zahlen fast immer bar, Vereine und Stadtbüchereien wollen von Ihnen eine Rechnung und überweisen Ihnen das Geld. Rechnungen können Sie schon vorbereitet mitbringen oder später per Mail schicken. Übrigens braucht der Veranstalter für seine Quittung (bei Barzahlung) Ihre Umsatzsteuernummer. Die müssen Sie ihm sagen können.

Und die Presse …
Wenn sie zur Lesung kommt, ist es schön. Aber viele Zeitungen berichten nicht über kommerzielle Veranstaltungen etwa in Buchhandlungen. Besser ist es sowieso, wenn die Zeitung vorher auf die Veranstaltung hinweist. Dann kommen vielleicht mehr Leute. Fragen Sie den Veranstalter, ob er den Termin im Terminkalender der örtlichen Presse setzen lässt. Sonst kümmern Sie sich selbst darum. Setzen Sie Ihre Lesetermine auch auf Ihre Internetseite, posten Sie Ihre Termine in sozialen Medien.

Und überhaupt die Medien
Bereiten Sie auf Ihrer Internetseite eine Sparte für die Presse (und andere Medien) vor:

▪ Mit frei verwendbaren Fotos von Ihnen,
▪ einer kurzen Vita (ca. 5 Zeilen) und einer etwas längeren Vita (ca. 10 Zeilen), welche Journalisten herunterladen können. So definieren Sie selbst, wie über Sie berichtet oder wie Sie angekündigt werden. Und sie müssen nicht jedes Mal etwas formulieren und per Mail schicken. Veranstalter lassen sich Ankündigungstexte für Programmhefte gern vom Autor oder der Autorin machen.

Das Interview
Rechnen Sie damit, dass zum Abendtermin mit dem Schriftsteller/der Schriftstellerin eine Volontärin oder ein freier Journalist erscheint, die oder der keine Zeit hatte, Ihr Buch zu lesen. Helfen Sie ihm oder ihr, Sie positiv zu sehen, und sagen Sie ihm, wie Sie als Autor*in verstanden werden wollen. Journalist*innen informieren sich untereinander, wie ein Autor sich als Interviewpartner benimmt oder anstellt. Vor allem Rundfunk und Fernsehen haben gern Interviewpartner*innen, die auf Fragen freundlich und kurz antworten. Machen Sie die Dinge nicht kompliziert, wehren Sie sich nicht gegen Fragen, die Sie für dumm halten. Machen Sie sich vor einem Interview klar, dass alle anderen außer Ihnen (und Ihren Schriftstellerkolleg*innen) nicht viel über das wissen, was Sie tun, und Literatur ziemlich anstrengend finden. Also seien Sie selbst nicht anstrengend. Und kritisieren Sie in den Medien die Medien nicht. Oder tun Sie genau das. Dann haben Sie Ruhe vor den Medien.

2. Der Verlagsvertrag

Verträge sind lang und unübersichtlich. Wenn Sie sich mit Verträgen selbst nicht auseinandersetzen wollen, stellen Sie sicher, dass Sie von Ihrem Verlag einen Normvertrag bekommen, wie ihn ver.di ausgehandelt hat. Sie sollten auch Geld verdienen mit Ihrem Buch. Der Verlag sollte Ihnen deshalb zwischen 5 und 9 Prozent vom Ladenpreis anbieten. Eine Garantiesumme (früher Vorschuss) ist Verhandlungssache. Diese Summe hat für Sie den Vorteil, dass Sie damit rechnen können. Verkauft der Verlag weniger Bücher als in der Garantiesumme verrechnet, müssen Sie natürlich nichts an den Verlag zurückzahlen. Kleine Verlage lassen sich deshalb darauf ungern ein.

3. Wie finde ich einen Verlag?

Wenn Sie Ihr erstes Buch fertig haben, können Sie sich selbst einen Verlag suchen, und den Text hinschicken. Wenn Sie bei einem Verlag Interesse für Ihr Buch wecken wollen, dann schicken Sie ein nüchternes und kurzes Anschreiben mit ein paar biographischen Angaben, eine Zusammenfassung Ihres Buchs und die ersten 20 Seiten. Und sehen Sie zu, dass das Layout des Skripts gefällig ist und der Norm entspricht: 60 Anschläge pro Zeile, 30 Zeilen, Zeilenabstand 1,5, Seiten nummeriert, in der Fußzeile Ihr Name mit Kontaktdaten (E-Mail, Telefonnummer).
Und gehen Sie davon aus, dass Sie auf der ersten Seite – wenigstens den ersten fünf – überzeugen müssen. Weiter liest kein Mensch, der die Entscheidung trifft (Lektor*in, Verleger*in, Praktikant*in oder Assistent*in).
Gucken Sie auf der Internetseite des Verlags nach, in welcher Form er das Skript haben möchte. Per Post wollen es die wenigsten, eine Papiersendung wird heute auch nicht mehr zurückgeschickt. Manche Verlage lassen sich keine Word-Dateien schicken (wegen des Risikos von Malware), sie wollen eine pdf-Datei. Rechnen Sie nicht mit einer schnellen Antwort. Und ärgern Sie sich nicht über einen Formbrief, der Ihnen erklärt, dass Ihr Buch leider nicht ins Verlagsprogramm passt. Es könnte sein, dass dies stimmt. Und viel ärgerlicher sind Briefe mit Bewertungen, auf die mit Erklärungen zu antworten, keinen Sinn hätte. Um den richtigen Verlag zu finden, müssen Sie selbst vermutlich eine ganze Weile Programme prüfen und schauen, was welcher Verlag so veröffentlicht.

Leichter und erfolgversprechender ist es, sich eine Literaturagentur zu suchen.

4. Die Literaturagentur

Verlage und Lektorate haben oft persönliche Beziehungen zu Literatur-Agent*innen. Auf den Buchmessen sitzen diese Agent*innen in extra Sälen und werden von Verlagsvertretern besucht, die für ihren Verlag etwas Neues suchen. Es hat keinen Sinn, auf der Frankfurter Buchmesse einen Literaturagenten treffen zu wollen. In den Saal kommt man nur hinein, wenn man einen Termin mit einem Agenten hat. Literaturagenturen findet man im Internet oder man fragt schreibende Kolleg*innen, wen sie haben.

Ein Agent beansprucht 15-16% Ihrer Einnahmen aus den Veröffentlichungen, die er vermittelt hat. Dafür bemüht er sich, Ihr Buch in den richtigen Verlag zu bringen und nutzt dafür seine Kontakte und das Vertrauen, das er bei den Lektor*innen genießt. In der Regel schließt er oder sie mit Ihnen einen Vertrag ab, in dem festgelegt wird, dass mindestens zwei weitere Bücher, die Sie schreiben, von ihm betreut werden. So stellt er sicher, dass Sie den nächsten Bestseller nicht ohne ihn machen, nachdem er Ihnen Eintritt in den Buchmarkt verschafft hat.

Die Agentur handelt die Garantiesumme für Sie mit dem Verlag aus, und er macht einen eigenen, und für Sie hoffentlich günstigeren Vertrag mit dem Verlag. Die Abrechnungen des Verlags laufen über die Agentur. Sie prüft auch, ob der Verlag pünktlich zahlt, überprüft die Verlagsabrechnung etc., und verhandelt Taschenbuch-, Filmrechte oder E-Book-Verwertungen etc. Sie nimmt Ihnen den Verwaltungskram ab.

Um so wichtiger ist, dass die Agentur seriös ist. Achten Sie darauf, dass die Agentur von Ihnen keinen Cent kassiert, bevor ein Verlagsvertrag gemacht und Sie die erste Summe vom Verlag überwiesen bekommen haben.

Manche Agenturen bieten Ihnen an, Ihr Buch mit Ihnen in einem Vorlektorat zu bearbeiten. Wenn Sie das wollen, okay. Aber im Zweifelsfall bezahlen Sie diese Lektoratsarbeit, ohne dass es später zu einer Veröffentlichung in einem Verlag kommt. Denn garantieren kann auch eine Agentur nicht, dass sie Ihr Buchprojekt verkaufen kann.

Eine kommerzielle Beratung für Einsteiger und Fortgeschrittene in der Dynamik Autor-Agent-Verlag bietet Stefan Wendel.

(c) Christine Lehmann für den VS Baden-Württemberg

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