Imre Török
Wir trauern um Christa Wolf
Die große deutsche Schriftstellerin ist heute im Alter von 82 Jahren in Berlin gestorben.
Christine Lehmann
Imre Török, Bundesvorsitzender des VS, schrieb anlässlich der Verleihung des Thomas-Mann-Preises im vergangenen Jahr: »Ich freue mich sehr, dass Dein Werk, das Du zuletzt mit Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud so erfolgreich fortgesetzt hast, eine angemessene Würdigung findet.« Der VS schätze Christa Wolf, so Török weiter, als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihr Renommee, ihr gesellschaftliches und kritisches Engagement habe nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und weltweit unserer Sprache und unserem Land Aufmerksamkeit und Anerkennung verschafft. Ausdrücklich bedankte sich Imre Török auch dafür, dass sich Christa Wolf mit ihrer Literatur stets eingebracht habe in die Auseinandersetzungen der Zeit, dass sie sich kritisch und selbstkritisch engagiert und als großartige Literatin im Dialog mit ihren Leserinnen und Lesern ihrer politischen Verantwortung für eine humane Gesellschaft nachkomme. »Wir, Deine Kolleginnen und Kollegen im VS«, schloss Török, »wünschen, dass uns Dein kritischer Geist, Dein künstlerischer Schaffensdrang weiterhin wachsam und pointiert begleitet«.
Wo keine Freiheit ist, hat Kunst keine Heimat
Schriftsteller und Künstler protestieren gegen Unterdrückung und Zensur in Weißrussland
»Eine Diktatur mitten in Europa: Oppositionelle werden verfolgt, unbotmäßige Medien verboten, kritische Künstler un-terdrückt. Das ist nicht hinnehmbar, das muss von allen demokratischen Kräften eindeutig verurteilt werden«, sagt Imre Török, Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller. »Wir, die Künstler und Intellektuellen, gerade in Deutschland, haben für die demokratischen Freiheiten eine besondere Verantwortung«.
In der Republik Weißrussland kursieren derzeit Listen mit den Namen von Autorinnen und Künstlern, deren Werke willkürlich als »jugendgefährdend« bezeichnet werden, um sie aus den Zeitungen und Journalen, aus den Sendungen von Radio und Fernsehen, von den Konzertbühnen und aus den Theatern zu verbannen. Diese Form von Zensur widerspricht dem Verständnis von einer freien, vielgestaltigen Kunst und Kultur. In einem offenen Brief wird der Präsident Weißrusslands aufgefordert, der Verbreitung und Verwendung dieser »Schwarzen Listen« unverzüglich Einhalt zu gebieten.
»Wir wollen ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit unseren unterdrückten Kolleginnen und Kollegen in Weißrussland setzen«, erklärt Imre Török. »Deshalb haben wir beschlossen, dem Botschafter der Republik Weißrussland in Berlin diesen offenen Brief zu übergeben«.
Der Verband deutscher Schriftsteller und die Erstunterzeichnenden rufen alle Autorinnen/Autoren, Künstlerinnen/Künstler und Gleichgesinnten auf, den Protest mit ihrer Unterschrift zu unterstützen und den offenen Brief an de Präsidenten der Republik Weißrussland zu unterzeichnen.