Literaturfestival

Writer-in-Residence-Stipendium in Brünn ausgeschrieben

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Seit 2017 bietet das Kulturfestival Meeting Brno ein Writer-in-Residence Programm für ausländische Autorinnen und Autoren. Im Jahr 2020 laden die Organisatoren eine deutschsprachige Schriftstellerin im Zeitraum vom 4. Mai bis 1. Juni 2020 zum Schreibaufenthalt nach Brünn ein. Bewerbungen sind bis zum 15. Februar 2020 möglich.

Eine Plattform für Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Meinungen, Kulturen und Religionen will das Festival in der architektonisch und kulturell hochinteressanten tschechischen Stadt sein. Das Programm besteht Jahr zu Jahr aus anregenden Diskussionsforen und vielen künstlerischen Veranstaltungen, die sich auf das jeweilige Hauptthema des Festivals beziehen. Die diesjährige Auflage des Festivals findet vom 22. bis 31. Mai 2020 statt und behandelt das Thema Selbstreflexion und Selbstbewusstsein als Voraussetzung einer mündigen Bürgergesellschaft.

Mit seinem Literaturprogramm ehrt das Festival 2020 die vor 190 Jahren in Mähren geborene Marie von Ebner-Eschenbach, die in ihrem Heimatland kaum bekannt ist. Im Sinne der emanzipierten europäischen Schriftstellerin will das Festival zum kulturellen Austausch zwischen dem deutschsprachigen und tschechischen Kulturraum beitragen und gleichzeitig die schriftstellerische Tätigkeit von Frauen fördern. Deshalb richtet sich die Ausschreibung für den Schreibaufenthalt ausschließlich an Frauen, die auf Deutsch schreiben.

Das Writer-in-Residence Programm eignet sich für Schriftstellerinnen, die sich für mitteleuropäische Beziehungen, Geschichte, Gedächtnis oder Themen wie Suche nach Identität, multikulturelle Gesellschaft und Bürgergesellschaft interessieren. Die Autorin hat volle künstlerische Freiheit in Bezug auf die Intensität und Form der Auseinandersetzung mit den Themenschwerpunkten des Festivals.

Der Schreibaufenthalt dauert vier Wochen: vom 4. Mai bis zum 1. Juni 2020. Im Rahmen des Festivals Meeting Brno tritt die Autorin bei einer selbstständigen Autorenlesung auf, bei der sie ihre Arbeit präsentiert, mit der sie sich in der Zeit der Residenz beschäftigte, und einen eigenen Text vorliest. Darüber hinaus kann in dem Zeitraum nach Absprache mit der Autorin ein Workshop organisiert werden.

Das Festival Meeting Brno zahlt ein Stipendium in Höhe von 1000 Euro und stellt die Unterkunft in Brünn. Kosten für die An- und Abreise werden erstattet. Die Übersetzung der bei der Autorenlesung
präsentierten Texte wird vom Festival sichergestellt.

Bewerbungen sind per E-Mail an Frau Blanka Návratová (blanka.navratova@meetingbrno.cz) in deutscher Sprache einzureichen.

Betreff: „Residenz Meeting Brno 2020“.
Bewerbungsfrist: 15. Februar 2020.

Die Auswahl der Residenzautorin und Benachrichtigung aller Bewerberinnen erfolgt bis zum 28. Februar 2020.

Bewerbungsunterlagen:
– CV mit Veröffentlichungen
– Motivationsschreiben, aus dem hervorgeht, woran die Autorin derzeit
arbeitet und was für die Zeit der Residenz geplant ist
– ein repräsentativer Textauszug aus einem Werk (5-10 Seiten).

Ein Lesefest als Kulturbrücke

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Yamen 2BHussein 2B01Foto 2B02 MG 9865Am 28. August 1819 erschien bei der Cotta´schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart die Erstausgabe des „West-östlichen Divans“ von Johann Wolfgang von Goethe. Als fiktiver Dialog mit dem persischen Dichter Hafis aus Schiras wurde dieses Buch zur ersten Kulturbrücke zwischen Orient und Okzident. Daran erinnert ein Festival in Stuttgart vom 29. November bis zum 1. Dezember. Mit dabei: Dichterinnen und Dichter aus Ländern des islamischen Kulturkreises und aus dem deutschen Sprachraum. 

Gemeinsam zu lesen und über ihre Arbeit zu sprechen, vor allem aber persönlich fortzusetzen, was Goethe begonnen hat, das ist das Vorhaben der Festival-Akteurinnen und Akteure, die am 1. Adventswochenende 2019 in die Internationalen Bachakademie, ins Welthaus am Charlottenplatz, ins Zimmertheater Stuttgart und ins Alte Feuerwehrhaus Süd nach Heslach kommen werden. Hinter dem Programm des Poesie-Festivals „200 Jahre West-östlicher Divan“ stehen der Initiator Widmar Puhl, Ahmet Gül vom Verein Turkuaz, Cornelia Lanz von Zukunft Kultur und Maria Tramountani von der Autorengruppe „Literally Peace“.

Der Literaturwissenschaftler, Lyriker und Essayist Puhl, seit Jahrzehnten VS-Mitglied, begeisterte zunächst Ahmet Gül von seiner Idee – nach bleibenden Erfahrungen beim TRIMUM-Projekt der Bachakademie in den Jahren 2012 bis 2014, das damals Menschen jüdischen Glaubens, Christen und Muslime für geistliche Musik zusammenführte. Der türkische Kulturverein Turkuaz ist schon häufig als Konzertveranstalter in Erscheinung getreten und begleitet das Festival mit seinem Chor und Instrumentalisten.

Kultur als Schlüssel zum Respekt

Der Dialog zwischen westlicher und östlicher Poesie ist Puhl ein Herzensanliegen. „Dichtung kann Kulturen einander näher bringen, wenn Verständnis und Respekt an die Stelle der verbreiteten Furcht vor dem Fremden treten“, sagt er und sieht einen Zusammenhang zwischen 1819 und 2019. Als Goethes „West-östlicher Divan“ erschien, sei die Erinnerung an die Türkenkriege noch sehr frisch gewesen. Und auch heute noch werde die islamische Welt kaum als Kulturraum wahrgenommen, sondern stehe eher als unmenschlich und kulturfeindlich unter Generalverdacht.

Die breite Zahl der Unterstützer zeigt, dass Puhl mit seiner Haltung nicht alleine dasteht. Geld für das anspruchsvolle Programm gaben das Kulturamt der Stadt Stuttgart, die Hamburger ALE-Stiftung, die Berthold Leibinger Stiftung, die LBBW Stiftung und der Verlag Klett Cotta. Weitere Unterstützung kommt vom ABV-Zimmertheater Stuttgart sowie Vereinen wie Zukunft Kultur, Welthaus, Stuttgarter Schriftstellerhaus und der Akademie für gesprochenes Wort.

Das Programm des Festivals

Freitag, 29. November, 19 Uhr: „Karawanserei“ – Bachakademie Stuttgart. Lesung mit den Lyrikern Safiye Can, Najet Adouani (Tunesien) vom PEN-Programm „Writers in Exile“ und Farhad Showghi, dem Peter-Huchel-Preisträger 2018. Musik: Zura Dzagnidzse, Gitarre.

Samstag, 30. November, 15 Uhr: „Wenn Gedichte vereinen – ein syrisch-deutscher Literaturnachmittag mit Literally Peace“. „Globales Klassenzimmer“ im Welthaus am Charlottenplatz. Eine Skype-Lesung mit Steffen Gärtner und Autor*innen der Gruppe Literally Peace. Musik: Duo Ophilia (Julia Hoffmann & Jessica Haas).

Samstag, 30. November, 19 Uhr: „Dialog unterwegs“. ABV-Zimmertheater Stuttgart. Lesung mit der Schweizer Lyrikerin Ruth Loosli und Yamen Hussein (Foto oben) vom PEN-Programm „Writers in Exile“ aus Syrien. Musik: Nefi Akkaya, Rohrflöte (Ney).

Sonntag, 1. Dezember, 19 Uhr: „Divan – Träume und Albträume“. Altes Feuerwehrhaus Süd. Romantischer Liederabend nach Divan-Gedichten Goethes: Cornelia Lanz (Mezzosopran) und Yukiko Naito-Fendrich (Klavier). Rezitationen: Zukunft Kultur e.V. und Akademie für gesprochenes Wort und Flüchtlinge. Widmar Puhl liest neue Divan-Gedichte: „Suleikas rebellische Kinder“. Musik-Finale: Turkuaz-Chor und Ensemble.

Download: Programmflyer des Festivals (3,17 MB)

Aufs Äußerste, Europa – unser Konzil-Literaturfestival in Konstanz

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Von Donnerstag bis Sonntag hat in Konstanz das vom Kulturbüro der Stadt Konstanz und dem VS Baden-Württemberg gestaltete Literaturfestival stattgefunden. Wir sind nach Konstanz gereist und dabei an die äußersten Grenzen Europas gegangen, in die Ukraine, nach Weißrussland, an den Nordpol, in den Balkan. 

Fünf hochkarätig besetzte Lesungen an den vier Tagen, allesamt sehr gut besucht. Was wieder einmal zeigt, dass ein von der Stadt unterstütztes und gut beworbenes Literaturfestival bestens funktioniert. Der VS Baden-Württemberg dankt Oberbürgermeister Uli Burchardt und dem Kulturbüro der Stadt Konstanz, namentlich Sarah Müssig, für die Einladung und professionelle Organisation des VS-Literaturfestivals im Rahmen des des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils.

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v.Arndt, Thill, Ganijewa

WUNDERLAND EUROPA: Auftakt machten am Donnerstag, den 11. Sept., im Bürgersaal zu Alissa Ganijewa mit „Die russische Mauer“ und Martin von Arndt mit seinem historischen Thriller „Tage der Nemesis.“ Als Übersetzerin vermittelte Christiane Körner zwischen Frau Ganijewa und uns und dem Moderator Hans Thill. Wir haben verstanden, wie wenig wir mit unserem westlichen Blick von der Lage in Russland und der Ukraine verstehen. (Hier der Bericht im Südkurier)

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Andrej Chadanovic, Claudia Gabler
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Klaus F. Schneider

WILDES EUROPA: Am Freitag, den 12. September, trafen unter dem Gebälk des Konzilgebäudes die Lyriker Klaus F. Schneider und Tom Schulz auf den in seiner Heimat sehr populären Lyriker und Liedermacher, Andrej Chadanovic, aus Weißrussland. Die deutsche Fassung seiner teils sarkastischen, teils sanften Gedichte las Thomas Weiler vor. Moderiert wurde die Veranstaltung von Claudia Gabler. Chadanovic verzauberte das Publikum mit seinem belorussischen Vortrag. Die meisten von uns haben zwar kein Wort verstanden, sich aber fasziniert auf die Musik von Stimme und Sprache eingelassen.

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Kurkow, Kehle, Zelter

ACHTUNG, FORTSCHRITT: Danach spazierten wir – leider bei Dauerregen – am Hafen entlang zum Spiegelsaal, dem Foyer eines Theaters, wo der Joachim Zelter aus seiner „Schule der Arbeitslosen“ vorlas, eine schmerzhaft böse Vision des Arbeitsmarkts. Matthias Kehle moderierte den zweiten Autor, Andrej Kurkow, als einen der fünfzig besten Autoren der Welt an. Der las aus „Der Gärtner von Otschakow“ vor. Auch hier waren unser Sorgen über Vorgänge in der Ukraine wieder Thema der anschließenden Diskussion.

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Katja Kettu


EUROPA, DEINE GRÄBER: Im K9, einer zu Theater und Disco umgewandelten alten Kirche ging es am Samstag, den 13. September um Leben und Sterben in Lappland und Deutschland. Die finnische Autorin Katja Kettu las aus „Wildauge„, dem Roman über die Zeit der deutschen Bestatzung und eine große Liebe zwischen einer Hebamme und einem Nazi. Die deutsche Übersetzung präsentierte Varia Sjöström.

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Mely Kiyak

Anschließend las Meli Kiyak aus „Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an„, ein erzählendes Sachbuch über das Sterben ihres Vaters in deutschen Krankenhäusern und eine, nämlich unsere Gesellschaft, der eine Kultur des Sterbens fehlt. Es moderierte Eva Ehrenfeld. Ein berührender und bewegender Abend, der uns an die Grenzen des Lebens führte und vor allem hinterher leidenschaftliche Diskussionen auslöste.

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Dragan Velikic

EUROPA, MEINE HEIMAT? Am Sonntagvormittag, den 14. Sept., versammelten wir uns im Rosgartenmuseum. Es ging um das Leben zwischen den Welten als Flüchtling, als Emigrantin oder Immigrantin und als Kriegsflüchtling mit Blick auf einen Teil Europas, der nach dem Zerfall Jugoslawiens als Balkan aus unserer Welt ausgegliedert wurde. Dragan Velikic las aus „Bonavia“ über einen Schriftsteller, der Reisebücher schreibt.

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Jagoda Mrainic

Dann führt uns die Autorin Jagoda Marinic mit ihrem Roman „Restaurant Dalmatia“ in die Identitätskonflikte von Menschen ausländischen Wurzeln. Es moderierte der VS-Bundesvorsitzende Imre Török.  In dem anschließenden Gespräch machten sich alle auf die Suche nach dem Gefühl für Heimat.

Unser diesjähriges Literatur-Festival im Rahmen der Feierlichkeiten zum Konstanzer Konzil hat gezeigt, dass aus dem Zusammentreffen von Literat/innen aus dem Ausland mit Autor/innen des VS-Baden-Württemberg das Publikum fasziniert. Dies waren Literaturtage, die über sich hinaus weisen, weil sie von Kontanz aus an die Grenzen Europas gegangen sind und in unseren Köpfen noch lange nachwirken.

Christine Lehmann

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P.S. Und hier noch die Rede, die ich im Ratssaal am Samstag Vormittag beim Empfang durch den Bürgermeister, der leider nicht dabei sein konnte, gehalten habe.  (Aufs Foto klicken, um das Bild zu vergrößern)

Das Programm für die Literaturtage des VS und der Stadt Konstanz

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Vom 11. bis 14. September finden in Konstanz die liebevoll von der Stadt und dem VS Baden-Württemberg organisierten Literaturtage statt.

Sie fügen sich in den Rahmen der Feierlichkeiten der Stadt zum 600-jährigen Jubiläum des Konstanzer Konzils.

Hier das Programm für alle Mitglieder des VS einschließlich der öffentlichen Lesungen.

Hier der Link zum Kulturamt der Stadt mit dem Programm


Donnerstag, 11.09.2014
20:00 Uhr: Lesung: Martin von Arndt und Alissa Ganijewa Ort: Bürgersaal

Freitag, 12.09.2014
– 10:30 Uhr – 11:30 : Führung zur Landesausstellung, Gruppenstärke: max. 25 Personen
Ort: Konstanzer Konzilgebäude

– 18:30 Uhr: Lyriklesung: Andrej Chadanovic, Klaus F. Schneider und Tom Schulz
Ort: Speichersaal

– 21:00 Uhr: Lesung: Andrej Kurkow und Joachim Zelter Ort: Foyer Spiegelhalle

Samstag, 13.09.2014
– 11:00 Uhr: Offizielle Eröffnung im Rathaus mit anschließendem Catering

– 13:00 Uhr: Mittagessen auf der Insel Mainau (bitte geben Sie an, ob Sie ein vegetarisches Menu wünschen: timo.hartmann@konstanz.de) mit anschließender
Führung (bis ca. 16 Uhr)

– 20:00 Uhr: Lesung: Katja Kettu und Mely Kiyak Ort: K9

– 22:00 Uhr: European Clubnight, Ort: K9

Sonntag, 14.09.2014
– 11:00 Uhr: Lesung: Dragan Velikic und Jagoda Marinic Ort: Zunftsaal, Rosgartenmuseum

Matthias Kehle

Matthias+Kehle+Vorstand+VS
Lyrik, Literaturevents, Wanderbibel
Geboren 1967 in Karlsruhe, lebt dort als freier Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Studium der Germanistik und Soziologie in Heidelberg und Karlsruhe; bis 2001 Soziologe an der Universität Karlsruhe; wissenschaftliche Publikationen. Reportagen und Feuilleton in vielen Tageszeitungen. Zahlreiche verstreute Veröffentlichungen, z.B. in den Jahrbüchern der Lyrik, in „Der große Conrady. Das Buch deutscher Gedichte“, „Die Zeit“, „Die Horen“, „Am Erker“, „Allmende“ und „ndl“. Mehrere Auszeichnungen, unter anderem: Literaturstipendium des Landes Baden-Württemberg 2003/04.

Seit 2009 Landesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Herausgeber- und Lektorats- und Beratertätigkeit für „Literaturevents“. Mehrere Bücher mit Erzählungen und Gedichten, zuletzt die Lyrikbände „Drahtamseln“ (2007, Rimbaud) und „Fundus“ (2009, Silver Horse Edition) sowie das Sachbuch „Die Wanderbibel“ (2011, Heyne, zusammen mit Mario Ludwig)

Matthias Kehles Lyrikblog

VS Baden-Württemberg