Dies ist beinahe ein historisches Datum. Nach beinahe 15 Jahren haben wir es geschafft. Unser VS-Mitglied, die stellvertretende Vorsitzende Eva Ehrenfeld, hat sich bei der Abstimmung im ständigen Ausschuss des Landtags heute gegen den Vertreter des Komponistenverbands durchgesetzt. Damit wird ab 2013 bis zum Inkrafttreten des neuen Rundfunkstaatsvertrags Eva Ehrenfeld als Rundfunkrätin im SWR sowohl den Schriftstellerverband als auch die Komponisten vertreten. Seit der Fusion von SDR und SWF zum SWR, 1998, müssen sich der Komponistenverband und der VS einen Rundfunkratssitz teilen. Es ist dem VS bisher nie gelungen, den Komponistenverband dazu zu bewegen, sich mit uns abzuwechseln, und stets gab der ständige Ausschuss dem Vertreter des Komponistenverbands den Vorzug. Heute nun ist es anders gelaufen. „Ich trete nicht gern gegen einen Kollegen aus der kreativen Branche an“, betonte Eva Ehrenfeld bei ihrer Präsentation. „Wir wünschen uns für alle kreativen Berufsgruppen einen Sitz im Rundfunkrat.“ Dem kann sich der VS als Verband nur anschließen. Wir freuen uns dennoch unbändig, dass es diesmal eine Schriftstellerin ist, die den Sitz im Rundfunkrat wahrnimmt. Und wir sind überzeugt, dass Eva Ehrenfeld das mit Umsicht und mit Rücksicht auf die Interessen des Komponistenverbands tun wird.
Christine Lehmann i.V. von Matthias Kehle, Vorsitzender.
Rundfunkrat
Ulrich Zimmermann
Ulrich Zimmermann, geboren im Nordosten, aufgewachsen im Südwesten, schreibt und veröffentlicht Gedicht- und Prosabände und gibt Anthologien heraus. Zuletzt erschienen seine Romane „Der Festplattenbau“ (2006) und „Winter a.D.“ (2008), „Ein Heldensopran sondergleichen“ (2012). Ulrich Zimmermann war lange Zeit Lehrer, ist Mitbegründer der Ateliergemeinschaft Wilhelmshöhe in Ettlingen und hat sich im Vorstand des Schriftstellerverbands, im SDR-Rundfunkrat und als Förderkreis-Vorsitzender für die Belange der Autoren eingesetzt.
Bitte mehr Kultur im Rundfunkrat
Grauenvoll, was im Juni die Rundfunkräte des SWR entscheiden sollen über die Sparpläne der Senderspitze – sie entscheiden über zwei große Orchester mit Welt-Niveau. Und wer entscheidet da eigentlich? Die personifizierte Ahnungslosigkeit. Und in ständigem Verfassungsbruch. In den Staatsverträgen unserer nach 1945 gegründeten öffentlich-rechtlichen Sender stehen immer wieder drei Grundforderungen, die von diesen Einrichtungen zu erfüllen seien: Information – Unterhaltung – Kultur. Im Rundfunkrat müssten wenigstens zu einem Drittel Kenner und Könner aus kulturellen Bereichen sitzen. Im Fall der Baden-Badener Anstalt fing das einst sehr gut an, da waren die Gründungsväter und Ideengeber tatsächlich Leute der Kultur, nicht nur Heinrich Strobel mit seinem Elan für Neue Musik, auch Schriftsteller wie Alfred Döblin und Carlo Schmid. Schon der erste Intendant war ein Autor, ein Hörspiel-Spezialist: Friedrich Bischof. Strobel hatte nach 1945 nur weiterführen wollen, was vor 1933 mit Brecht, Hindemith oder Weill begonnen hatte. Und deren „Badener Lehrstücke“, nunmehr, im Juni 2012, live? Inzwischen entscheiden in den Sendern verdiente Lobbyisten dieser oder jener Couleur, selten oder nie Kenner kultureller Kreativitäten und Möglichkeiten. Als kürzlich mal wieder versucht wurde, in das kontrollierende Gremium des SWR wenigstens einen einzigen Schriftsteller zu befördern (in Funk und TV soll es ja zum Beispiel um Sprache gehen), da wurde der Kandidat verhindert mit einem Abstimmungs-Resultat, das korrekt dem damaligen Parteien-Proporz entsprach. Politleute und Lobbyisten sind zweifellos gut gerüstet, um über Milliarden für Fußball-Vereine zu entscheiden, auch für Wetten-Dass-Ersatz in unseren Flachbild-Medien. Sobald sich diese Räte aber an der Existenz von Spitzenorchestern vergreifen, wird es, wie gesagt, grauenhaft, dann kippt es endgültig um, das ursprüngliche Konzept des alten SWF, dieses im südwestdeutschen Abseits gegründeten Kultursenders der Franzosen. Und da handelt es sich juristisch von Grund auf und seit je um einen Bruch des Staatsvertrags.
Jürgen Lodemann