Wir trauern um unseren Kollegen, Hubert Bär, Krimiautor, Lyriker und Literaturredakteur. Er starb am 8. Mai.
Rolf Bergmann ist tot
Am 1.Mai 2015 ist unser Freund und Kollege, der Schriftsteller Rolf Bergmann, nach langer schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren in Dresden verstorben.
Als Mitbegründer und Mitglied der Regionalgruppe Mannheim/Heidelberg des Verbands Deutscher Schriftsteller und als Mitherausgeber der Buchreihe “Rhein-Neckar-Brücke” war er uns bis zu seinem Ende ein stets hilfsbereiter, solidarischer und liebenswerter Kollege.
Wir beklagen einen großen Verlust.
Geboren wurde das “Kriegskind” Bergmann am 4. September1942 in Dresden.
Nach seinem Wegzug aus der DDR, über den er in seinem großen autobiographischen Roman “Damals im Roten Kakadu” (Edition Rhein-Neckar-Brücke, ISBN 3932683528) ein ergreifendes Zeugnis abgelegt hat, lebte er vor allem in Frankfurt und im Rhein- Neckar-Raum. Er arbeitete als Journalist und Kritiker für verschiedene Zeitungen und Hörfunksender, war Lektor für den “Werkkreis Literatur der Arbeitswelt” und veröffentlichte 1977 “Cuba libre in Benidorm”, seinen Roman über die Touristikbranche, der ihn weithin bekannt machte.
Als Mitglied des VS Baden Württemberg und Hessen, und als Begründer der Mitgliederzeitung “Die Feder” begleitete er aktiv den Weg des deutschen Schrifsteller- verbands in seiner gewerkschaftlichen Orientierung in der IG Druck und Papier, der IG Medien und VERDI.
Als Mitarbeiter und Autor des Süddeutschen Rundfunks, des Mannheimer Morgens und der RNZ machte Bermann sich in der Region einen Namen und spielte als Autorenvertreter, als Mitglied der Mannheimer Literatengruppe “Die Räuber” u.a. eine wichtige Rolle im Kulturleben der Städte Heidelberg und Mannheim.
In Mannheim spielt der erste deutsche Taxiroman “422″, den er als Taxifahrer in der Quadratestadt leibhaftig erfahren und erschrieben hat, und ein Schelmenroman, der in der hiesigen Feuilletonisten – und Literaturszene spielt : “Der Mann, der aus den Quadraten fiel” (Edition Rhein-Neckar-Brücke). Bemerkenswert aber bleibt vor allem seine minutiöse Recherche über ein Mannheimer Original, den stadtbekannten “ Mann mit der Plastiktasche”, den er am Ende auch als bedeutenden Art brut-Künstler mit einer eigenen Biographie “Ernst Kolb, Bäcker, Bürger, Künstler” gewürdigt hat. Eine letzte Begegnung mit Rolf Bergmann ermöglicht seine homepage: www.rolfbergmann.de
Michail Krausnick für die Regio-Gruppe Rhein-Neckar des Verbands Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller.
Claire Bayer und Matthias Kehle treten aus dem VS aus
Beide nennen als Grund die Tatsache, dass der VS in Ver.di organisiert ist. Der ehemalige Vorsitzende des VS Baden-Württemberg, Matthias Kehle, hat eine Pressemitteilung herausgegeben, die im Wortlaut heute auch in der Stuttgarter Zeitung abgedruckt wurde.
Ich bedaure die Austritte und wünsche Claire Bayer und Matthias Kehle viel Glück und Erfolg für ihr weiteres schriftstellerisches Schaffen.
Christine Lehmann
Ines Witka – Premierenlesung
DIRTY WRITING
Das Schreiben schamloser Texte. Ein Übungs- und Inspirationsbuch.
Fr, 17.04.2015, 20:00 Uhr, Eintritt frei,
Lesung mit der Autorin Ines Witka
Gespräch mit Claudia Gehrke vom Konkursbuch Verlag
FRAU BLUM – Boutique Erotique
Reuchlinstraße 11
70178 Stuttgart
Information zur Veranstaltung: http://blog.fraublum.de/buchpremiere-dirty-writing/
Lesung mit
Rosenstr. 37, 70182 Stuttgart
Urheberrecht – jetzt eingreifen und mitdiskutieren
Lyriker Wolfgang Rappsilber ist tot
Wolfgang Rappsilber, Lyriker und langjähriger Herausgeber der Literaturzeitschrift EXEMPLA (gegründet 1974 in Tübingen), ist am 25. Januar 2015 im Alter von 84 Jahren in einer Reha-Klinik am Chiemsee gestorben. Er hatte schon seit eingen Jahren in München gelebt und den meisten seiner alten Freunde und Bekannten auch keine Adresse hinterlassen, deshalb verlor ich den Kontakt zu ihm. Dabei war der Grund seines Umzugs eine neue Liebe, und das spricht eigentlch gegen Depressionen. Nur starb diese Lebensgefährtin vor einem Jahr, und dieser Schlag zog ihn nur umso tiefer wieder ins schwarze Loch dieser Krankheit. Hinzu kamen ein Aneurysma und Probleme mit Herz, Lunge und Darm.
Wolfgang Rappsilber starb an den Folgen eines Sturzes am 19. Dezember, bei dem er sich das Hüftgelenk brach. Er war bis zuletzt auf seine Unabhängigkeit und Selbständigkeit bedacht und lebte allein in der Münchner Wohnung, doch seine letzten Tage waren von großer Einsamkeit und nachlassender geistiger Präsenz überschattet. Er war vielen von uns älteren Autoren in Baden-Württemberg ein lieber, treuer, ständig rauchender, engagierter, wenn auch nicht immer einfacher Weggefährte. Zuletzt hatte er fast keine Kontakte mehr außer einer Putzhilfe und einer Betreuerin. Er litt unter seiner Armut und dem Fehlen adäquater Gesprächsspartner. Sogar das Geld fürs geliebte Kaffeehaus fehlte ihm zuletzt – und die Fähigkeit, Gedichte zu schreiben.
Fast alle Autoren aus Baden-Württemberg und etliche darüber hinaus brauchen bloß in ihren Bücherschrank zu schauen (ins Fach mit den Belegexemplaren eigener Publikationen), um seine Bedeutung zu ahnen: die Bedeutung eines Mannes, der 1930 in Frankfurt geboren, in Tübingen als „ewiger Student“ der Fächer Germanistik und Philosophie hängen geblieben und als Verleger wirtschaftlich gescheitert, aber als Dichter geachtet und als Exempla-Macher geradezu eine Institution. Die einzige dieser Art in Baden-Württemberg, im Land der Dichter und Denker, wo man die Dichter und Denker heute gern der Sozialhilfe überlässt, wenn sie nicht Mainstream sind. Als Poet, als Autor drei Lyrikbände und vieler verstreut publizierter Einzelgedichte, hätte er weitaus mehr Leser verdient und ist zu Unrecht vergessen.
Vor vielen Jahren (zum 25. Bestehen der Exempla, also 1999) habe ich ein Feature über ihn und seine Arbeit bei SWR2 Wissen veröffentlicht. So ähnlich wie eine Würdigung liest sich allerdings in der Jubiläumsausgabe der EXEMPLA Literaturzeitschrift aus dem Jahr 2014 (Seite 20) ein Auszug daraus über die Gründungs-Situation der Zeitschrift, die Wolfgangs Lebenswerk war. Die Zeitschrift entstand in einer unruhigen Zeit extremen Bedarfs für Poesie und Diskurs. Heute wird dieser Diskurs von vielen ablegehnt, aber politisch wie auch sonst bleibt es mehr als zweifelhaft, ob man so eine Zeitschrift durch Facebook oder elitäre geförderte Zirkel wie den „Irseer Pegasus“ jemals wird ersetzen können. Eines seiner Gedichte von 1999 möchte ich zitieren, weil es exeplarisch zeigt, wie luzide, aktuell, politisch und durchdacht seine Poesie war:
In den Maschinenzentren
Beschließen Stromstöße Bildungspläne
Kultur wird lieferbar
Dein Schlaf dir zugeteilt
Dein Koitus vorgeplant
Deine Leistung gemessen
Dein Wert bestimmt
Dein Tod vorausberechnet
Nach aufgestellten Kurvendiagrammen
Die Zukunft hat schon begonnen
Und morgen
Werden die Kistenbretter vernagelt sein
Über deinen Hoffnungen
– Was ich für eine offene Frage hate, so lange sich Kollegen an Wolfgang Rappsilber erinnern. Das Drama seiner letzten Jahre war wohl, dass er für eine neue Liebe seinen ganzen Freundes- und Bekanntenkreis im Raum Tübingen-Stuttgart aufgab. Hier hätte es ihm nicht an anregenden Gesprächen gefehlt – und wohl auch nicht an freundlichen Kollegen, die mal die Rechnung im Kaffeehaus übernehmen. Wolfgang war ein Intellektueller der aussterbenden Art – brillant und warmherzig, fernab des Mainstreams, aber konsequent und immer einer jener anregenden Gesprächspartner, die ihm zuletzt so sehr fehlten.
Krimi-Stipendium 2015 – jetzt bewerben
Gedanken zum Bundeskongress des VS
Bundes-VS hat neuen Vorstand
Eva Leipprand aus Bayern löst nach zehn Jahren Imre Török ab, der dem Vorstand aber noch als Fachmann für Urheberrecht angehört.
For den Bereich Buchemessen und Veranstaltungen wurde Regine Möbius erneut in den Vorstand gewählt, für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit kommt unser baden-württembergisches Mitglied, Gabriele Loges, neu in den Bundesvorstand, und Leonie Viola Thöne kümmert sich um die Mitglieder.
Eine ausführlicherer Bericht vom Schriftstellerkongress in Berlin folgt in den nächsten Tagen.
Bild unten v.l: Eva, Gabriele, Imre, Regine und Leonie.