Aktuell

Wir trauern um Claudia Beate Schill

Ein Portrait von Claudia Schill von Eva Zippel

Claudia Schill, gestaltet von Eva Zippel, 2000

Der Verband deutscher Schriftsteller*innen trauert um unser Mitglied Claudia Beate Schill.

Sie verstarb am 11. November 2022 kurz vor ihrem 70. Geburtstag in Kemnat bei Stuttgart. Claudia Schill wurde am 17. November 1952 in Tübingen geboren, genoss eine Ausbildung zur Journalistin und studierte Sprachen in Heidelberg. Seit 1987 lebte sie in Kemnat (Ostfildern) und veröffentlichte Lyrik und Kurztexte in Literaturzeitschriften, Tageszeitungen und Anthologien. Regelmäßig reiste sie zu Literaturveranstaltungen nach Salzburg und ebenso regelmäßig nahm sie in Baden-Württemberg an den VS-Mitgliederversammlungen, Sommertagen und literarischen Veranstaltungen teil und wuchs uns als sprachsensible, einfühlsame und eigenständig denkende Persönlichkeit ans Herz. An ihr Verhalten und Schreiben stellte sie hohe ethische Ansprüche, für die sie nahezu aphoristische Formeln fand. »Ich habe sehr viele Bleistifte in meiner Handtasche und Bleistiftspitzer, ich habe eine wunderbare Waffe in der Hand«, sagte sie in einem Interview in der Salzburger Radiofrabrik und: »Gedichte müssen schwer sein, aber sie sind schlank.« 

Sie wird uns sehr fehlen. 

Hier ihre Veröffentlichungen: 

Revolution in Zeilen oder Suche nach dem verlorenen Paradies. Heidelberg 1978 

Deutschland – ein Eisalptraum. Schwandorf, 1981

Engel der Elegie. St. Michael/Österreich 1984

Macht Macht machtlos. Frankfurt/M. 1986

Vom Engel geführt. Weissach i.T. 2001

Immer werden wir Fremdlinge sein. Leipzig 2010

Menschen in Bewegung. Federzeichnungen. Leipzig 2010

 

Angetreten, die Schreibbedingungen für Frauen zu verbessern

Der VS gratuliert Birgitta Heiderich sehr herzlich zu ihrem 75. Geburtstag am 26. Januar 2022.

Birgitta oder auch Birgit Heiderich wurde am 1947 in Schermbeck geboren. Sie studierte an der Universität Bonn Philosophie, Theologie und Pädagogik. Später war sie Redakteurin an der Universitätsbibliothek Tübingen. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie als Lehrerin. Sie lebt in Freiburg.
1980 erschien bei Suhrkamp ihr Roman »Mit geschlossenen Augen«. 1988 gab sie mit Anne Birk das »Lesebuch Schreibende Frauen« heraus. Es folgten der Kurzprosaband 1988 »Auskunft über das Reisen«, 2014 der Roman »Sterben hat seine Zeit. Ein Buch vom Abschied« und 2016 »Feuerspur. Eine Liebesgeschichte« bei Fischer.
Zwei Mal, 1982 und 1984, war Birgitta Heiderich Stipendiatin des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg, 1986 erhielt sie das Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg und 1988 das Reisestipendium des Auswärtigen Amts Bonn. 2020 wurde Birgitta Heiderich für ihr Lebenswerk mit dem Maria-Ensle-Preis ausgezeichnet. Laudator Prof. Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann sagte: »Birgit Heiderich gehört zu einer Generation, die Ende der 1960er Jahre angetreten ist, die ökonomischen Schreibbedingungen für Frauen zu verbessern.«
Heiderich hat sich in Baden-Württemberg auch als Beisitzerin im Vorstand bis 2017 für den VS engagiert und befördert über das Deutsch-Schweizer Autorentreffen in Rottweil den Kontakt zu den schreibenden Nachbarinnen und Nachbarn. Sie ist außerdem stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Böll-Preis an José F. A. Oliver

Jose Oliver Fotograf Yves Noir 9685

Der Heinrich-Böll-Preis 2021 der Stadt Köln geht an unser Mitglied, den Lyriker und Essayisten José F. A. Oliver. Böll-Preis-Jurymitglied und Schriftsteller Guy Helminger begründet die Wahl so: „José F. A. Oliver gehört zu den herausragenden Lyrikern und Essayisten unserer Zeit. Die Sprachmagie seiner Verse sowie seiner Prosa, die ein Alphabet aus Aufbruch und Ankunft deklinieren, sind von analytischer Prägnanz, fein durchdacht und dabei von haptischer Lebenslust durchzogen.“

1961 im Schwarzwald geboren, thematisiere José F. A. Oliver in seinen Büchern immer wieder das Nomadische der Heimat, indem er auf seine andalusische Herkunft rekurriere und so fremde Kulturräume begehbar mache, so Helminger. Die sprachliche Nachbarschaft des Deutschen und Spanischen, des Andalusischen und Alemannischen, die in seinem Werk zu finden sei, vollziehe bei aller lokaler Verortung im Schwarzwald oder in Andalusien den Schritt ins Universale. Das aufklärerische Moment, das so zutage trete, die Auseinandersetzung mit Migration, mit Fragen der Integration, mit der Sprache als trennendem und verbindendem Element, stehe unverkennbar in der Tradition des Denkens Heinrich Bölls.

José F. A. Oliver wird den mit 30.000 Euro dotierten städtischen Literaturpreis der Stadt Köln am Freitag, 26. November 2021, 18.30 Uhr, im Historischen Rathaus der Stadt Köln entgegennehmen. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und zeichnet herausragende literarische Leistungen aus dem deutschsprachigen Raum aus.

(Foto: Yves Noir)

Lesungen sehen – Ein Bericht von Christa Ludwig

© Wolfgang Schmidt

Alle unsere Veranstaltungen wurden abgesagt, viele von Euch haben online gelesen, ich habe einiges angeschaut, war weitgehend gut gemacht, hat mich dennoch nicht überzeugt. Was bei mir ankam war: Die Präsenz des Autors fehlt! So suchte ich nach anderen Formen. Ich setze Euch unten einen Link zu den ersten Ergebnissen. Mein Plan: Ich trete ganz zurück und gebe dem Text eine eigene Optik. Ich arbeite hier mit nichts als PowerPoint, fast ein no-Budget-Projekt. Dabei entdeckte ich – learning by doing – was für reichhaltige Möglichkeiten PowerPoint hat und wie leicht alles umzusetzen ist.
Ich möchte Euch dies hier nicht nur vorstellen, sondern Euch auffordern, teilzunehmen am Erschaffen einer neuen Form von Lesung.
Wohin aber mit solchen Videospots? Überall posten? Das wird nicht viel bringen. Man kann dies gezielt einsetzen bei Lesewochen: In Bibliotheken, Buchhandlungen, Restaurants der veranstaltenden Stadt kann ein Bildschirm mit Kopfhörer zur Verfügung stehen und so auf eine Lesung aufmerksam machen.
Vor allem aber würde ich mir wünschen, mit einigen von Euch eine Website zu erstellen, auf der Ihr Euch mit solchen oder ähnlichen oder ganz anderen, immer ungewohnten Darstellungen Eurer Bücher präsentiert. Dazu fehlt mir das Knowhow, ich bin aber sicher, dass etliche von Euch kundig sind. Wenn eine solche Website, gut angekündigt, nicht nur mit der des VS, sondern mit allen wichtigen Literaturseiten verlinkt wäre, hätten wir eine neue Plattform, um uns und unsere Bücher zu zeigen.
Wer ist dabei?

Hier könnt Ihr einen Blick in meine bisherigen Produkte werfen.

Und wer mit mir Kontakt aufnehmen will, findet mich hier: christaludwig[ÄT]gmx[PUNKT]de

(Foto Christa Ludwig: Wolfgang Schmidt)

Neustart Kultur des VS BW: Reihe in Heidelberg und Mannheim startet

nsk

Am kommenden Mittwoch erfolgt der Startschuss, bis zum 14. Dezember folgen fünf weitere Termine. Unsere Regio-Gruppe Rhein-Neckar hat im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „Neustart Kultur“ (gefördert mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds) ein spannendes Programm auf die Beine gestellt. Es sieht folgendermaßen aus:

Mi., 17.11.2021, 19:00 Uhr
Blind date – wenn drei sich treffen: Markus Orths und Marion Tauschwitz im Gespräch mit ihren Protagonisten 

mit Markus Orths und Marion Tauschwitz
Montpellierhaus Heidelberg
Eintritt 5 Euro

Fr., 26.11.2021,  19:30 Uhr
Phantastik trifft Erotik
Ines Witka und Friedhelm Schneidewind
Stadtbücherei Heidelberg
Eintritt 5 Euro

Fr., 03.12.2021, 19:00 Uhr
Wolfgang Burger meets Crimi con Cello, das kriminell-musikalische Duo Anette Butzmann und Nils Ehlert
Wolfgang Burger, Anette Butzmann und Nils Ehlert
Lanz-Kapelle Mannheim
Eintritt 5 Euro

Di., 14.12.2021, 19:00  Uhr
Wächst das Rettende auch?
Marcus Imbsweiler und Gudrun Reinboth
Lanz-Kapelle Mannheim
Eintritt 5 Euro

ENTFALLEN LEIDER PANDEMIEBEDINGT:
Di., 07.12.2021, 19:30 Uhr
Neben der Spur
Anne Richter und Marlene Bach
Stadtbücherei Heidelberg
Moderation: Friedhelm Schneidewind
Eintritt 5 Euro

Do., 09.12.2021, 19:30 Uhr
Schall und Wahn
Meinhard Saremba und Silke Knäpper
Stadtbücherei Heidelberg
Eintritt 5 Euro

Wir freuen uns auf die Lesungen – und auf interessante, inspirierende und möglichst unbeschwerte Stunden.

Netzwerk Autorenrechte: Umfrage zum E-Lending

Anlass der Aktivität war der Vorstoß des Bundesrates, im Zuge der Implementation der EU-Richtlinie zum Urheberrecht im Digitalen Binnenmarkt einen neuen Paragraphen einführen zu wollen, den 42b. Dieser hätte das E-Lending für jegliche Buchautor*innen – inkl. Übersetzer*innen als Urheber der deutschen Fassung – als auch Verlage als mandatorische Pflicht implementiert: die sogenannte „Zwangslizenz“. Sie erlaubt keinen Widerspruch, sondern einen Abschlusszwang. Die Konsequenzen einer solchen Zwangslizenzierung sind klar: tiefer Eingriff in die Urheberpersönlich­keitsrechte, aber auch eine Attacke auf den e-Book-Markt, von der wir sich Autor*innen und Übersetzer*innen nicht mehr erholen würden.
Autor*innenverbände, Vereine und Verbünde sind gefragt, die kommenden Monate sehr aktiv, sehr deutlich, sehr konkret gegenzuhalten. Dafür sind Zahlen, Fakten und ein Monitoring nötig. Entsprechend fragt die NAR-Umfrage nicht nur den Kenntnisstand der Autor:innen und Übersetzer:innen ab, die Kommunikation und Auskunftsfreudigkeit von Verlagen und Dienstleistern betreffend, sondern versucht auch, die bisherigen Bedingungen, unter denen E-lending statt findet, zu eruieren.
Die Ziele sind:
– Verlage zu mehr Transparenz und titelgenauer Auskunft zu drängen;
– politischen Entscheidungsträgern belegbare, repräsentative Zahlen zu nennen;
– die Notwendigkeit der freiwilligen Lizenzierung zu belegen;
– die Notwendigkeit für eine signifikante Erhöhung der Etats für Ausleihen zu belegen;
– Behauptungen des dbv – wie etwa, dass das e-lending keinen Einfluss auf den Markt habe, oder dass es ja „Werbung“ sei – zu enttarnen;
– auf Basis der Antworten politische und öffentliche Strategien zu entwickeln;
– herauszufinden, wo wir Kapazitäts-Aufbauarbeit leisten müssen, sprich: wo ist Aufklärung für unsere Mitglieder nötig, und wie können wir ihnen mit Informationen oder Aktionen helfen, sich beim E-Lending besser aufzustellen.
Bitte nehmt an der Umfrage teil. Den Link findet ihr hier.

VG Wort-Stipendium wird verlängert

Gute Nachrichten für alle, die den ursprünglichen Einsendeschluss verpasst haben: Das Stipendium der VG Wort im Rahmen von Neustart Kultur wird verlängert. Es richtet sich an freiberufliche, professionell tätige sowie arbeitnehmerähnliche Autorinnen und Autoren nach § 12a TVG gefördert, die Wahrnehmungsberechtigte der Berufsgruppe 1 und – mit Einschränkungen – der Berufsgruppe 2 der VG WORT sind. Antragsberechtigt sind grundsätzlich Autorinnen und Autoren, die einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG WORT abgeschlossen haben. Das Stipendium in Höhe von insgesamt € 5.000,- pro Person für eine Stipendiendauer von vier Monaten soll Autorinnen und Autoren dabei unterstützen, ihre kulturell bedeutende Arbeit trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie fortzusetzen. Mehr Info findet sich hier.

VS Baden-Württemberg