VS Baden-Württemberg
Gedanken zum Bundeskongress des VS
Aufs Äußerste, Europa – unser Konzil-Literaturfestival in Konstanz
Von Donnerstag bis Sonntag hat in Konstanz das vom Kulturbüro der Stadt Konstanz und dem VS Baden-Württemberg gestaltete Literaturfestival stattgefunden. Wir sind nach Konstanz gereist und dabei an die äußersten Grenzen Europas gegangen, in die Ukraine, nach Weißrussland, an den Nordpol, in den Balkan.
Fünf hochkarätig besetzte Lesungen an den vier Tagen, allesamt sehr gut besucht. Was wieder einmal zeigt, dass ein von der Stadt unterstütztes und gut beworbenes Literaturfestival bestens funktioniert. Der VS Baden-Württemberg dankt Oberbürgermeister Uli Burchardt und dem Kulturbüro der Stadt Konstanz, namentlich Sarah Müssig, für die Einladung und professionelle Organisation des VS-Literaturfestivals im Rahmen des des 600-jährigen Jubiläums des Konstanzer Konzils.
v.Arndt, Thill, Ganijewa |
WUNDERLAND EUROPA: Auftakt machten am Donnerstag, den 11. Sept., im Bürgersaal zu Alissa Ganijewa mit „Die russische Mauer“ und Martin von Arndt mit seinem historischen Thriller „Tage der Nemesis.“ Als Übersetzerin vermittelte Christiane Körner zwischen Frau Ganijewa und uns und dem Moderator Hans Thill. Wir haben verstanden, wie wenig wir mit unserem westlichen Blick von der Lage in Russland und der Ukraine verstehen. (Hier der Bericht im Südkurier)
Andrej Chadanovic, Claudia Gabler |
Klaus F. Schneider |
WILDES EUROPA: Am Freitag, den 12. September, trafen unter dem Gebälk des Konzilgebäudes die Lyriker Klaus F. Schneider und Tom Schulz auf den in seiner Heimat sehr populären Lyriker und Liedermacher, Andrej Chadanovic, aus Weißrussland. Die deutsche Fassung seiner teils sarkastischen, teils sanften Gedichte las Thomas Weiler vor. Moderiert wurde die Veranstaltung von Claudia Gabler. Chadanovic verzauberte das Publikum mit seinem belorussischen Vortrag. Die meisten von uns haben zwar kein Wort verstanden, sich aber fasziniert auf die Musik von Stimme und Sprache eingelassen.
Kurkow, Kehle, Zelter |
ACHTUNG, FORTSCHRITT: Danach spazierten wir – leider bei Dauerregen – am Hafen entlang zum Spiegelsaal, dem Foyer eines Theaters, wo der Joachim Zelter aus seiner „Schule der Arbeitslosen“ vorlas, eine schmerzhaft böse Vision des Arbeitsmarkts. Matthias Kehle moderierte den zweiten Autor, Andrej Kurkow, als einen der fünfzig besten Autoren der Welt an. Der las aus „Der Gärtner von Otschakow“ vor. Auch hier waren unser Sorgen über Vorgänge in der Ukraine wieder Thema der anschließenden Diskussion.
Katja Kettu |
EUROPA, DEINE GRÄBER: Im K9, einer zu Theater und Disco umgewandelten alten Kirche ging es am Samstag, den 13. September um Leben und Sterben in Lappland und Deutschland. Die finnische Autorin Katja Kettu las aus „Wildauge„, dem Roman über die Zeit der deutschen Bestatzung und eine große Liebe zwischen einer Hebamme und einem Nazi. Die deutsche Übersetzung präsentierte Varia Sjöström.
Mely Kiyak |
Anschließend las Meli Kiyak aus „Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an„, ein erzählendes Sachbuch über das Sterben ihres Vaters in deutschen Krankenhäusern und eine, nämlich unsere Gesellschaft, der eine Kultur des Sterbens fehlt. Es moderierte Eva Ehrenfeld. Ein berührender und bewegender Abend, der uns an die Grenzen des Lebens führte und vor allem hinterher leidenschaftliche Diskussionen auslöste.
Dragan Velikic |
EUROPA, MEINE HEIMAT? Am Sonntagvormittag, den 14. Sept., versammelten wir uns im Rosgartenmuseum. Es ging um das Leben zwischen den Welten als Flüchtling, als Emigrantin oder Immigrantin und als Kriegsflüchtling mit Blick auf einen Teil Europas, der nach dem Zerfall Jugoslawiens als Balkan aus unserer Welt ausgegliedert wurde. Dragan Velikic las aus „Bonavia“ über einen Schriftsteller, der Reisebücher schreibt.
Jagoda Mrainic |
Dann führt uns die Autorin Jagoda Marinic mit ihrem Roman „Restaurant Dalmatia“ in die Identitätskonflikte von Menschen ausländischen Wurzeln. Es moderierte der VS-Bundesvorsitzende Imre Török. In dem anschließenden Gespräch machten sich alle auf die Suche nach dem Gefühl für Heimat.
Unser diesjähriges Literatur-Festival im Rahmen der Feierlichkeiten zum Konstanzer Konzil hat gezeigt, dass aus dem Zusammentreffen von Literat/innen aus dem Ausland mit Autor/innen des VS-Baden-Württemberg das Publikum fasziniert. Dies waren Literaturtage, die über sich hinaus weisen, weil sie von Kontanz aus an die Grenzen Europas gegangen sind und in unseren Köpfen noch lange nachwirken.
Christine Lehmann
P.S. Und hier noch die Rede, die ich im Ratssaal am Samstag Vormittag beim Empfang durch den Bürgermeister, der leider nicht dabei sein konnte, gehalten habe. (Aufs Foto klicken, um das Bild zu vergrößern)
Das Programm für die Literaturtage des VS und der Stadt Konstanz
Vom 11. bis 14. September finden in Konstanz die liebevoll von der Stadt und dem VS Baden-Württemberg organisierten Literaturtage statt.
Sie fügen sich in den Rahmen der Feierlichkeiten der Stadt zum 600-jährigen Jubiläum des Konstanzer Konzils.
Hier das Programm für alle Mitglieder des VS einschließlich der öffentlichen Lesungen.
Hier der Link zum Kulturamt der Stadt mit dem Programm
Donnerstag, 11.09.2014
20:00 Uhr: Lesung: Martin von Arndt und Alissa Ganijewa Ort: Bürgersaal
Freitag, 12.09.2014
– 10:30 Uhr – 11:30 : Führung zur Landesausstellung, Gruppenstärke: max. 25 Personen
Ort: Konstanzer Konzilgebäude
– 18:30 Uhr: Lyriklesung: Andrej Chadanovic, Klaus F. Schneider und Tom Schulz
Ort: Speichersaal
– 21:00 Uhr: Lesung: Andrej Kurkow und Joachim Zelter Ort: Foyer Spiegelhalle
Samstag, 13.09.2014
– 11:00 Uhr: Offizielle Eröffnung im Rathaus mit anschließendem Catering
– 13:00 Uhr: Mittagessen auf der Insel Mainau (bitte geben Sie an, ob Sie ein vegetarisches Menu wünschen: timo.hartmann@konstanz.de) mit anschließender
Führung (bis ca. 16 Uhr)
– 20:00 Uhr: Lesung: Katja Kettu und Mely Kiyak Ort: K9
– 22:00 Uhr: European Clubnight, Ort: K9
Sonntag, 14.09.2014
– 11:00 Uhr: Lesung: Dragan Velikic und Jagoda Marinic Ort: Zunftsaal, Rosgartenmuseum
Wir gratulieren
unserem VS-Kollegen zu seinem Verdienstorden.
Jörg Sommer, Schriftsteller und Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Umweltstiftung, hat in einer Feierstunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg erhalten.
Mit dieser höchsten Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg würdigt die Landesregierung die Verdienste Sommers um den Umwelt- und Naturschutz und die kulturelle Kinder- und Jugendbildung als Autor von über 180 Jugendbüchern zu vielfältigen Themen.
Jörg Sommer (*1963) arbeitet seit seinem 16. Lebensjahr ehrenamtlich in vielen Funktionen für das Allgemeinwohl, seit 1982 engagiert er sich auch im Umwelt- und Naturschutz – zunächst im Rahmen verschiedener Bürgerinitiativen, später dann im Vorstand der Deutschen Umweltstiftung, deren Vorstandsvorsitzender er heute ist. Außerdem ist er in zahlreichen Jurys sowie Beratungsgremien der
Bundes- und Landespolitik aktiv. Er ist Mitherausgeber des JAHRBUCH ÖKOLOGIE und seit Anfang des Jahres auch Vorsitzender des Stiftungsrates der Freiburger Kant-Stiftung. Jörg Sommer ist verheiratet und Vater von vier Kindern, er lebt und arbeitet in Bad Friedrichshall.
Der sogenannte „Landesorden“ ist die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Der Ministerpräsident verleiht ihn für herausragende Verdienste, insbesondere im sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bereich. Weltweit darf es nur 1.000 Ordensinhaber geben.
Die Deutsche Umweltstiftung wurde 1982 u.a. von Hans Günter Schumacher, Dr. Erhard Eppler, Günter Grass, Professor Bernhard Grzimek und Horst Stern gegründet. Sie ist politisch und wirtschaftlich unabhängig und die größte deutsche Bürgerstiftung für den Umweltschutz: Mehr als 2.100 Menschen haben dazu beigetragen, sie über die Jahre hinweg aufzubauen.
chl
Wir sind tief betroffen
Josef Hoben ist tot.
Josef Hoben wurde 1954 am Bodensee geboren, ließ sich zum Industriekaufmann ausbilden und machte dann das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach, um Germanistik und Geschichte zu studieren, und zwar an der Uni Konstanz. Bis 2007 war Josef Hoben im VS Baden-Württemberg unser Vorsitzender. Er war Leiter des Literaturforums Uhldingen-Mühlhofen und Miglied der Meersburger Autorenrunde und verschiedener anderer Kultureinrichtungen. Er schrieb Gedichte, Erzählungen und Romane, darunter Ferienvergnügen (1996, Lossprechung (1998) und Vermutungen über das Glück (1999)
Cornelia Lotter
Kurzgeschichten und Romane Cornelia Lotter wurde in Weimar geboren, ging dort zur Schule, studierte auf Lehramt und siedelte 1984 nach Tübingen über. Sie arbeitet als Sekretärin und schreibt, seit sie einen Stift halten kann. Sie hat in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Debüt: „Das letzte Frühstück“, 19 Kurzgeschichten über die Liebe, erschienen im November 2011 im fhl-Verlag, Leipzig. Auszeichnungen: 1. Preis in der Sparte Lyrik beim Selma Meerbaum-Eisinger Literaturpreis 2011, Cornelia Lotter |