Kulturpreis Baden-Würtemmberg schreibt Literaturpreis 2017 aus

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Man kann sich nicht selbst bewerben, sondern wird vorgeschlagen. Der Kulturpreis würdigt Künstler/innen, die der Kunst im Land entscheidende Impulse geben. Er geht reihum an verschiedene Kunstsparten, im kommenden Jahr ist die Literatur dran.

Der Kulturpreis Baden-Württemberg ist mit 25.000 Euro dotiert, die sich aber aufteilen. Getragen wird er von den Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg-Stiftung.

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Falsch, Frau Merkel!

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Die Entscheidung von Bundeskanzlerin Merkel, die vom türkischen Präsidenten geforderten Ermittlungen gegen den Satiriker Böhmermann zuzulassen, hat mich fürchterlich aufgeregt. Grund genug, die Angelegenheit mal nüchtern zu betrachten. 

Was innenpolitisch grundverkehrt ist, ist außenpolitisch womöglich richtig.

Denn Merkel zeigt dem türkischen Diktator Erdogan, dass bei uns nicht die Politik über Rechtsstreitigkeiten entscheidet, sondern ein unabhängiges Gericht. Allerdings glaube ich nicht, dass Erdogan das auch so verseht. Andere Regierungschefs aber sehr wohl. Gleichzeitig soll der Paragraf 103 StGB (der Schah-Paragraf) gestrichen werden, weil er unzeitgemäß ist. Ganz unabhängig von dieser Entscheidung droht Böhmermann sowieso ein Ermittlungsverfahren, weil Erdogan nach Paragraf 185 StGB auch noch mal Strafanzeige gestellt hat.
Insofern hat Merkels Entscheidung, gegen die sich der Koalitionspartner SPD und die Oppositionsparteien Grüne und Linke aussprechen, auf die Situation, in der Böhmermann sich befindet, keine großen Auswirkungen. Allerdings ist die Höchststrafe bei Paragraf 103 fünf Jahre, die Höchststrafe beim Paragrafen 185 aber nur zwei. Böhmermann dürfte momentan allerdings andere Sorgen haben: Vermutlich wird er mit dem Tod bedroht und mit Hassmails bombardiert. Und das ist genauso wenig akzeptabel. Übrigens besteht jetzt bereits Gefahr, dass sich die veröffentlichte Meinung in den Medien gegen Böhmermann kehrt. Auch das halte ich für nicht akzeptabel.

Ja, ich denke schon, dass er vor unseren Gerichten keine Angst haben muss. Die Staatsanwaltschaft Mainz wird, wie sie muss, sowohl zugunsten als auch gegen den Beschuldigten ermitteln und womöglich gar keine Anklage erheben. Oder sie erhebt Anklage, aber das zuständige Gericht nimmt sie nicht zur Verhandlung an. Falls die Klage wegen der großen öffentlichen Bedeutung doch zur Verhandlung zugelassen wird, dann wird sich ein Gericht mit der Frage beschäftigen müssen, ob  ausgesprochene Beleidigungen unter dem Konjunktiv, sie seien welche, wenn man sie gegen eine Person richten würde, immer noch Beleidigungen sind oder eben nicht. Mit Sicherheit wird dieses oder ein anderes Gericht in weiterer Instanz die Freiheit der Kunst als ein hohes Gut ansehen. Böhmermann wird wahrscheinlich nicht verurteilt werden. Auch das ist ein wichtiges Signal an die Diktatoren im Ausland.

Über die Frage, ob die Kunstform und ihre Ausführung gut oder schlecht ist, wird nicht entschieden. Auch schlechte Kunst genießt bei uns den Schutz der Kunst-, Meinungs- und Pressfreiheit. Und das ist gut so. Böhmermann hat mit seinem Auftritt auf die Forderung Erdogans reagiert, die Bundesregierung möge ein Video verbieten, das ihn verspottet und mit Wahrheiten konfrontiert. Mit seinem Auftritt wollte Böhmermann klar machen, dass Erdogan keine Ahnung hat, was Satire ist und was im Unterschied dazu eine Beleidigung. Für das, was Beleidigung ist, hat Böhmermann dann in seinem Gedicht Beispiele genannt. Für uns ist das nachvollziehbar. Wir schmunzeln aber auch über den Trick und lachen hämisch über das, was nicht gesagt werden darf, aber doch gesagt wird. Kennen wir von früher: Da hat man gelegentlich schon mal zu Protestaktionen aufgerufen mit dem Satz: „Es wäre rechtswidrig, wenn ich euch auffordern würde, morgen den Landtag zu stürmen, das darf ich nicht.“ Der Satz ist wahr, also nicht justiziabel. Wenn Akteure ihn „falsch“ verstehen, ist das nicht die Verantwortung des Sprechers. Wir wissen auch nicht mit Sicherheit, ob er es nicht eben doch genauso gemeint hat, wie er es gesagt hat. Dass es nicht so sei, ist eine Unterstellung. Eine „Gewissenserforschung“ darf hier nicht stattfinden. Es zählen die Fakten, hier die komplexe Einheit des Kunstwerks.

Innenpolitisch ist Merkels Signal an uns Künstler/innen, Schriftsteller/innen, Satiriker/innen, Liedermacher/innen und Theaterleute fatal. Grottenfalsch. Müssen wir eben doch Angst haben vor Strafverfolgung, wenn wir Tabus brechen oder in Text und Bild, womöglich etwas übermütig, Mächtige und Mächte anpinkeln? Das müssen die aushalten, dafür haben sie die Macht und meistens auch noch viel Geld und eine Villa. Sie haben sich in die Öffentlichkeit gedrängt, sie müssen öffentliche Projektionsfläche sein, an ihnen entlädt sich Hass und Zorn genauso wie hemmungslose Bewunderung, sie müssen mehr aushalten als mein Nachbar, der sich schon beleidigt fühlt, wenn ich ihn nicht grüße. Aber deshalb kann er mich nicht verklagen.

Unsere Demokratie hält Spott, Satire, Geschrei und sogar lügenhafte Behauptungen aus. Egal von wem gegen wen. Sie hält sogar – wie wir derzeit an den rechten Umtrieben sehen – sehr viel Meinungsfreiheit aus. Unsere Gerichte schützen ja auch die Aufmärsche Rechter vor einem Demonstrationsverbot. So frei sind wir. So stark. Wenn nicht, wären wir kein Rechtsstaat mehr. Dass Staaten sozial stabil und wirtschaftlich stark nur sind, wenn sie eine demokratische Verfassung haben, welche Freiheit, auch Angstfreiheit der Kunst, eigensinnige Lebensentwürfe und die Unabhängigkeit der Gerichte garantiert und damit über dem Präsidenten steht, hat Erdogan noch nicht kapiert oder will er nicht kapieren, genauso wenig wie Putin oder andere Potentaten, die Medien unters Staatsdiktat stellen und Journalist/innen ins Gefängnis bringen oder erschießen lassen.

Aber wir Deutsche dürfen uns sicher fühlen, dass uns der Staatsterror dieser Diktatoren im mehr oder minder demokratischen Mäntelchen nicht erreicht, wenn wir die Wahrheit sagen und uns bei der Kritik ihrer Machenschaften womöglich sogar im Ton vergreifen. Die Wahrheit und der Spott, das sind die einzigen Waffen der Bürgerinnen und Bürger gegen die Macht, die gelegentlich auch mal weh tun. Satire darf alles. Oder eben doch nicht?

Denn jetzt haben wir den Eindruck, als reiche der Arm Erdogans oder anderer Potentaten mit leicht kränkbarer kleiner Seele und großer Herrschsucht über unsere Grenzen tief ins Land hinein und könne sich mit strafender Faust einen rausgreifen und zerquetschen. Und noch schlimmer: Wir haben den Eindruck, als knicke Merkel vor dem türkischen Präsidenten ein, weil sie ihn politisch braucht, um die Kriegsflüchtlinge aus Europa und damit auch Deutschland fernzuhalten. Was im übrigen auf Dauer nicht funktionieren wird, und was ich persönlich auch für unmenschlich halte.

Deshalb ist Merkels Entscheidung innenpolitisch verheerend. Vermutlich leider zu klug, zu unemotional, vermutlich außenpolitisch und staatsmännisch richtig, aber eben doch auch so traurig und mies, dass wir Künstler/innen uns aufregen, uns ereifern und  protestieren müssen. Auch laut! Aber fair und respektvoll. Wer, wenn nicht wir!

Christine Lehmann

P.S. (17.4.16):Vielleicht war Merkels Entscheidung doch auch nicht einmal außenpolitische so klug. Zumindest sieht die Washington Post sie als Ermunterung an andere Potentaten an. Diese Einschätzung muss allerdings auch nicht stimmen. Immerhin will die Bundesregierung den unseligen Paragrafen ja streichen.

P.P.S. Am 22.4.2016 räumt Merkel ein, einen Fehler gemacht zu haben.

Wir gratulieren Jürgen Lodemann

Juergen Lodemann

Heute hat der Ehrenvorsitzende des VS Baden-Württemberg sein achtzigstes Lebensjahr vollendet.

Jürgen Lodemann war Zeitungsjournalist, Dokumentationsfilmer, Fernsehredakteuer und -moderator und war und ist vor allem aber ein äußerst produktiver Schriftsteller.

Ich erinnere mich noch gut an den Mann mit den vor Witz glitzernden Augen, der Mitte der 70er Jahre im SWR die Bestenliste präsentierte, ein Gegenentwurf zur Bestsellerliste als Referenz an Qualität, nicht Verkaufszahlen. Da wagte einer was, immer auf der Kante zum Skandal und Rauswurf. Überraschend, dass der Linke sich als Schriftsteller plötzlich mit Siegfried und Krimhild beschäftigte. So ein Thema! Doch ja, denn es galt, die alte deutsche Heldensaga dem ideologischen Missbrauch der Nazis entreißen. Immer ist er anders, sein Ansatz, als erwartet, seine Sprache sowieso.

So viele Bücher und Texte hat Jürgen Lodemann veröffentlicht, dass sie auf seiner Internetseite einen riesigen geschlossenen Block bilden. Dort finden sich auch seine Lebensbilder und -geschichten.

Wir freuen uns, dass wir dich haben, Jürgen.

Christine Lehmann

Ines Witka – Premierenlesung

Perle um Perle Ausschnitt

Perle um Perle
Debütroman von Ines Witka über Erotik, die Psyche und dunkle Geheimnisse.

Fr, 22.04.2016 um 20 Uhr, Eintritt frei
Begrüßung und Moderation: Sunita Sukhana, Konkursbuch Verlag
Gespräch und Lesung mit der Autorin Ines Witka
Reservierung erbeten:
FRAU BLUM – Boutique Erotique
Mascha Hülsewig & Alexandra Steinmann
Reuchlinstraße 11 | 70178 Stuttgart
Tel: 0711/50 47 69 20

info@fraublum.de
www.fraublum.de

Margarete Henner, eine zurückhaltende schüchterne junge Frau, die ihre Sexualität verleugnet, gerät in eine gefährliche Beziehung zu einem Stuttgarter Antiquitätenhändler. Mithilfe einer geheimnisvollen Perlenkette beginnt die Reise, die nicht nur Margaretes eigene Erotik, sondern auch lange verlorene Erinnerungen ans Licht bringt. Sie führt in die Welt erotischer Gemälde aus vielen Jahrhunderten und nach Berlin, in die Stadt, in der Margarete einen dunklen Teil ihrer Kindheit verbracht hat.

Information zur Veranstaltung: http://blog.fraublum.de/buchpraesentation-perle-um-perle/

VS fordert faires Urheberrecht

blogger image 1190979023Es geht darum, ab wann Autor/innen von einem Verlag die Rechte an ihren Texten zurückfordern können, um sie anders oder auch selbst zu vermarkten.

Medieninformation Berlin, 18. Februar 2016
VS fordert befristete Rechteübertragung
Differenzierte Lösungen für funktionierende Verlagslandschaft

Anlässlich einer gemeinsamen Beratung zum Entwurf eines „Gesetzes zur verbesserten Durchsetzung des Anspruches der Urheber auf angemessene Vergütung“ haben der Bundesvorstand des VS und die VS-Landesvorsitzenden insbesondere folgende Punkte noch einmal nachdrücklich bestätigt.

Schon seit 2002 steht der Anspruch auf angemessene Vergütung im Urheberrechtsgesetz. Bisher konnte die Höhe von angemessenen Vergütungen für literarische Texte und Übersetzungen jedoch branchenweit nicht durchgesetzt, sondern nur mit einzelnen Verlagen bestimmt werden. Eine Reform des Urhebervertragsrechts ist deswegen dringend erforderlich. Die Vorschläge aus dem Referentenentwurf gehen insoweit in die richtige Richtung.

„Gerade wir als Autorinnen und Autoren schaffen in unserem Leben eine begrenzte Anzahl an Werken und wollen auf deren Verwertung mehr Einfluss nehmen können. Selbstverständlich sind wir bereit, bei den Verhandlungen auch die differenzierte Struktur der Branche zu berücksichtigen und differenzierte Lösungen zu finden. Es geht uns um den Erhalt einer funktionierenden Verlagslandschaft, insbesondere auch mit kleineren Verlagen, die der Vielfalt der Literaturen dienen.“
„Wir wollen, dass unsere Mitglieder wieder an die Rechte an ihren Werken 20 kommen können. Um Vertragspartner auf Augenhöhe zu werden, plädieren wir für die Rückholbarkeit der Rechte“, so die VS-Vorsitzende Eva Leipprand. Die Autorinnen und Autoren befürworten den im Entwurf vorgesehen Rückruf von Nutzungsrechten nach dem Ablauf von fünf Jahren. So kann die Aufnahme von konstruktiven Verhandlungen gefördert werden.

Aus Sicht des VS bedarf auch die Frage des rechtlichen Charakters eines „Nutzungsvertrags“ für ein digitales Buch dringend einer gesetzlichen Klärung. Auch ohne die Verkörperung auf Papier und zwischen Buchdeckeln handelt es sich bei E-Books um Texte geistiger Schöpfung, die mit Unterstützung von Lektoraten und Verlagen zu Büchern werden und die als Güter der Kultur zu behandeln sind. Wir fordern deswegen, dass das E-Book rechtlich als Buch und damit Kulturgut und nicht als Dienstleistung behandelt wird. Das gilt für die Frage der Buchpreisbindung ebenso wie für die mehrwertsteuerliche Behandlung.

Die vollständige Stellungnahme des VS zum Referentenentwurf des Bundesjustizministeriums findet sich unter nachfolgendem Link:
http://vs.verdi.de/themen/nachrichten/++co++5a28f188-acd3-11e5-8675- 525400ed87ba.

Autoren helfen mit ihrer Stimme für Toleranz

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„Autoren helfen“ ist eine Initiative von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die ihre kreativen Kräfte bündeln und sich für humanitäre und soziale Anliegen einsetzen wollen. 

Erdacht wurde „Autoren helfen“ von fünf Autorinnen und Autoren im September 2015.
Autoren helfen“ will eine Plattform sein, auf der sich jede Autorin und jeder Autor auf die eigene Weise einbringen kann. Sei es mit Texten, sei es mit Aktionen und Projekten jeglicher Art für den guten Zweck. Unter dem Motto „Autoren unterstützen Flüchtlinge“ stellen die Initiatoren die erste Kampagne dieser Plattform sehr bewusst unter das Motto „gegen Rassismus und für die Integration von Asylbewerbern“. 

Jeder und jede kann mitmachen. Wir brauchen starke Stimmen für Besonnenheit, Mitgefühl, Mut und Freundschaft.

Der Bundesvorstand informiert zur neuen Urheberrechts-Diskussion

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in einigen Presseartikeln und im Netz ist die Rede von einem „Offenen Brief zum Urheberrecht an die Bundesregierung“. Zunehmend erhalten jetzt auch Autorinnen und Autoren diesen Brief von „ihren“ Verlagen, mit der Bitte, ihn zu unterzeichnen.
Der VS Bundesvorstand fordert alle Kolleginnen und Kollegen auf dies nicht zu tun.
 Ein Aufruf macht die Runde. Autorinnen und Autoren werden von „ihren“ Verlagen gebeten, einen Brief zur Urhebervertragsrechtsnovelle des Bundesjustizministeriums zu unterzeichnen. Der Bundesjustizminister Maas hat den Referentenentwurf eines „Gesetzes zur verbesserten Durchsetzung des Anspruches der Urheber und ausübenden Künstler auf angemessene Vergütung“ vorgelegt. Damit soll das Urhebervertragsrecht von 2002 im Interesse auch der Autorinnen und Autoren verbessert werden.
In der Vorbereitung dieses Gesetzentwurfs hat sich der Bundesjustizminister mit vielen Urheberinnen und Urhebern und Kreativen aller Sparten beraten. Auch mit den Vorsitzenden vom VS und dem Übersetzerverband. Es ist gelungen, den Justizminister zu bewegen, deutliche Verbesserungen im Referentenentwurf zu verankern.
Wichtig ist unter anderem, dass Auskunftsansprüche normiert, die Verbandsklage gestärkt und die Schlichtung beschleunigt werden. Eine Steilvorlage für die Kreativen und ihre Verbände liefert der Vorschlag des Justizministers mit einem bedingten Rechterückruf nach 5 Jahren.
Hiergegen läuft der Börsenverein Sturm. Nach seiner Auffassung ist der Schriftstellerverband VS nicht ermächtigt, gemeinsame Vergütungsregeln abzuschließen, „die eine Außenseiterwirkung auf Nichtmitglieder entfalten würden und dadurch eine große Zahl von Urhebern um die Möglichkeit bringen würden, von ihren gesetzlich verbrieften Rechten Gebrauch zu machen.“ Das ist falsch. Der VS ist ermächtigt und hat bereits mit einer Gruppe von Verlagen die Vergütungsregeln Belletristik aufgestellt. Genau solche Vergütungsregeln durch Verbände der Urheber sind aber der leitende – und von Bundesverfassungsgericht gestützte – Kerngedanke des Urhebervertragsrechtes, das schon bei seiner Genese 2002 von den Verlagen abgelehnt wurde. Einen Verlust von „gesetzlich verbrieften Rechten“ können Vergütungsregeln nicht mit sich bringen.
Bei den Verhandlungen zu einer Novellierung des Normvertrages, die wir vor gut einem Jahr abgeschlossen haben, hielten die Verlage eisern an der Regelung fest, die Gesamtdauer der Urheberrechtsverwertung auf 70 Jahre über den Tod der Autorin oder des Autors hinaus festzuschreiben. Von Seiten des VS haben wir kürzere Zeiten im Interesse der Urheberinnen und Urheber gefordert, mit der Bereitschaft für flexible Reglungen entsprechend den spezifischen Branchenbedingungen.
Durch Vergütungsregeln kann der im Entwurf vorgesehene Rechterückruf nach 5 Jahren durchaus auch branchenspezifisch ausgestaltet werden. Diesen Weg aber will der Börsenverein nicht gehen, die Verlage sollen erneut und weiterhin mit den einzelnen Autoren verhandeln und die Vertragsdauer diktieren können. Die Konsequenzen zum Nachteil der Autorinnen und Autoren dürften jedem Betroffenen zur Genüge bekannt sein.
Es ist uns allen bewusst, dass Urheberinnen und Urheber für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Werke auf Verleger, Produzenten, Vermittler und andere Verwerter angewiesen sind. Aber eine „ewige“ Rechteübertragung zu Lasten der Autorinnen und Autoren kann dafür nicht unsere Lösung sein. Wir sind bereit, gemeinsam praktikable Wege in Verhandlungen zu finden.
Die Verlage argumentieren andererseits mit den stattfindenden Veränderungen im Buchmarkt. Wir teilen mit ihnen durchaus die Einschätzung, dass große Konzerne wie z. B. Amazon hier ihr Geschäft machen wollen. Vor Amazon und Konsorten müssen sich nur Verlage fürchten, die Autorinnen und Autoren schlecht behandeln: Niemand wird nach 5 Jahren zu solchen Unternehmen wechseln, wenn der Verlag anständige Konditionen vereinbart hat. Autorinnen und Autoren wissen die Leistungen von Verlagen durchaus zu schätzen. Gegen die Politik Amazons gehen wir schon lange massiv an. Gern machen wir das auch mit den Verlagen, das setzt allerdings gemeinsam gefundene faire Vergütungsregelungen voraus.
Wir bitten alle Mitglieder nachdrücklich, den offenen Brief gegen die Regelung im Referentenentwurf nicht zu unterzeichnen. Wenn das bedingte Rückrufsrecht fällt, ist uns die entscheidende Möglichkeit genommen, auf faire gemeinsame Vergütungsregelungen zu drängen und diese im Interesse beider Vertragsseiten abzuschließen.
Bitte unterstützt mit uns gemeinsam das Zustandekommen eines verbesserten Urhebervertragsrechtes, wie es der Justizminister vorschlägt. Unterzeichnet den offenen Brief nicht!
In der kommenden Woche werden wir dem Justizminister unsere Stellungnahme zum Referentenentwurf übermitteln und auch für euch auf der Homepage veröffentlichen.
Mit besten Grüßen
VS-Bundesvorstand

Ich habe keine Worte …

Paris

… und muss doch welche machen. Die Gewalt in Paris entsetzt mich. So viele Tote! Ich denke an alle, die Angehörige verloren haben, die in Krankenhäusern liegen und eine lange Rekonvaleszenz vor sich haben …

Mit Betroffenheit höre ich Journalist/innen und Kolleg/innen Politiker oder sich gegenseitig fragen, ob man sich jetzt vor Flüchtlingen schützen müsse, ob wir verzagen, ob wir nicht mehr sagen dürfen, „wir schaffen das?“, weil wir es gar nicht mehr schaffen wollen.

Das eine aber hat nichts miteinander zu tun. Ein terroristischer Angriff bewaffneter Extremisten ist etwas völlig anderes, als die Ankunft von Menschen, die vor Terror und Krieg fliehen.

Meine Nicht hat es heute auf den Punkt bebracht: »Seht ihr jetzt, wovor sie sich fürchten? Aufstehen! Unsere Werte nicht zerstören lassen!“

Das ist der einzige Zusammenhang, den man herstellen kann. Wer jetzt anfängt, die Genfer Konvention, unser Asylrecht und unsere tiefe demokratische Überzeugung, dass jeder Mensch menschenwürdig behandelt werden muss, infrage zu stellen, spielt dem Extremismus in die Hände, dem islamischen genauso wie dem rechten. 
Denkt sorgfältig, liebe Kolleginnen und Kollegen. Die Gesellschaft braucht uns Schriftstellerinnen und Schriftsteller, damit wir sie daran erinnern, dass wir Menschen sind und menschlich fühlen. Wir lassen uns vor keinen weltanschaulichen Karren spannen, wir schauen genau hin, wir sehen den Menschen. Halten wir die Augen offen, ich bitte euch. 
Christine Lehmann

Forum für literarischen Austausch – Stuttgart

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Foto: Wolfgang Haenle
Das Forum für literarischen Austausch ist eine neue Plattform für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, eigene Arbeiten und Konzepte – lyrischer oder prosaischer Natur – vorzustellen. Gleichzeitig können so Einblicke in die Praxis von Kolleginnen und Kollegen bei ihren Arbeiten und Vorgehensweisen gewonnen werden. Auch aktuelle Themen und Fragen rund ums Schreiben und Veröffentlichen können diskutiert werden. 
Bei unseren Treffen kann die Entwicklung von Projekten verfolgt werden, neu Interessierte können jederzeit einsteigen. Das Forum ist offen für alle Schreibende und wird von der Schriftstellerin Jutta Weber-Bock moderiert.

dienstags, 19:00 Uhr in der Gedok Galerie Stuttgart, Hölderlinstr. 17, 70174 Stuttgart (www.gedok-stuttgart.de)
nächste Termine: 27.10. und 24.11.2015 / 26.01. und 23.02.2016
Vorherige Anmeldung erbeten an Jutta Weber-Bock (jwb@weber-bock.de)

Für das Forum ist folgendes Vorgehen angedacht:
*** Für eine Vorstellungsrunde (60 Sekunden-Lesung) sollten die Teilnehmer/innen kürzere Texte oder Gedichte mitbringen.
*** Wer eigene Arbeiten vorstellen möchte, möge zwei bis drei Seiten Prosa (Normseite) bzw. Konzept oder zwei bis drei Gedichte (zehnfach kopiert) mitbringen.
*** Die Autorinnen und Autoren sollten sich vorab Fragen an die Diskussionsrunde überlegen; Ziel ist eine spontane Rückmeldung (Ersturteil) unter künstlerischen Gesichtspunkten.

VS Baden-Württemberg