Rasche Nothilfe für Selbständige notwendig

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Viele Selbstständige ohne Beschäftigte geraten durch die Absage noch nicht vertraglich vereinbarter Veranstaltungen wegen der Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus in eine existenzbedrohende wirtschaftliche Situation.

Zahlreiche Betroffene sehen sich unmittelbar von Insolvenz bedroht. Darauf macht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aufmerksam. »Uns erreichen zahlreiche Hilferufe von unseren selbstständig erwerbstätigen Mitgliedern aus der Bildungsbranche durch Absage von Seminaren, von Medien- und Kulturschaffenden etwa durch Absage von Lesungen, Aufführungen oder Produktionen, aus der Veranstaltungsbranche oder von Ein-Personen-Reiseunternehmen«, beschreibt das zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christoph Schmitz die Sachlage.

Da vielen Selbstständigen der Zugang zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung verschlossen ist, sind diese Erwerbstätigen im Falle der Auftragslosigkeit auf das Arbeitslosengeld II angewiesen.

Deswegen fordert ver.di, diesen Ein-Personen-Unternehmen für die individuell unverschuldeten Notlagen – vergleichbar den durch das Kurzarbeitergeld gestützten Wirtschaftsunternehmen – Liquiditätshilfen zur Verfügung zu stellen. Dabei spricht sich ver.di für branchenübergreifende Lösungen aus. »Diese Unterstützungsangebote sollten sehr zeitnah und zielgenau greifen«, so Schmitz, »und so ausgestaltet werden, dass in Notlagen auch Einzelunternehmerinnen und -unternehmer schnell, leicht und möglichst unbürokratisch an diese Hilfen kommen können.«

Konkrete Vorschläge hat ver.di zu Unterstützungskrediten etwa durch erleichterte Mikrokreditvergabe erarbeitet. Eine vorübergehende unbürokratische Absenkung der Sozialversicherungsbeiträge würde die Selbstständigen bei den Fixkosten ebenso entlasten wie die für den Staat kostenneutrale Maßnahme der Senkung oder auch des Verzichts auf die für Selbstständige üblichen Einkommenssteuer-Vorauszahlungen. »Bei den von uns vorgeschlagen Maßnahmen müssen die Betriebsvermögen ebenso gesichert werden wie auch private Rücklagen etwa zur Alterssicherung«, fordert Schmitz und hebt hervor: »Das Wichtigste ist, dass jetzt schnell gehandelt wird.«

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zur ver.di-Pressemeldung vom 13. März 2020

Schriftstellerhaus sucht Beiträge zur Anthologie „Hälfte des Lebens“

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Stuttgarter 2BSchriftstellerhaus 2B 2528c 2529 2BAstrid 2BBraunDas Stuttgarter Schriftstellerhaus ist eine literarische Institution in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist das „Häusle“ eine der Anlaufstellen für Autorinnen und Autoren. 2020 würdigt das Schriftstellerhaus die Herren Johann Christian Friedrich Hölderlin und Georg Friedrich Wilhelm Hegel anlässlich deren 250. Geburtstag und bringt (nicht zum ersten Mal) eine Anthologie heraus. Titel: „Hälfte des Lebens“. Einreichungen sind bis zum 31. März 2020 möglich. 

„Mit gelben Birnen hänget …“ Auch wenn die Verknüpfung zu Hölderlin und dessen Gedicht gleichen Namens naturgegeben ist, sollen die Beiträge keine lyrische Nachdichtung sein. Sie müssen nicht einmal einen konkreten Bezug zum großen deutschen Dichter nehmen. Vielmehr sollen die Kurzprosa-Texte, Lieder, Erzählungen, Gedichte oder Essays sich im weitesten Sinne mit dem Thema ‚Hälfte des Lebens‘ auseinandersetzen.

Eingeladen zur Teilnahme sind Autorinnen und Autoren aus Stuttgart und dem Land Baden-Württemberg, die mit dem Haus verbunden sind, darüber hinaus auch ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten des Stuttgarter Schriftstellerhauses. Der Umfang darf zehn Normseiten, bzw. fünf Gedichte nicht überschreiten.

Die Präsentation der Anthologie findet am 19. Juli 2020 im Garnisonsschützenhaus Stuttgart mit ausgewählten Autorinnen und Autoren statt. Als Herausgeber der Anthologie fungieren die Geschäftsführerin Astrid Braun und der Vorsitzende des Vereins Stuttgarter Schriftstellerhaus, Moritz Heger.

Die vollständige Ausschreibung findet sich auf der Website des Stuttgarter Schriftstellerhauses. Nur dort kann man die Beiträge per Onlineformular einreichen. 

Foto: Astrid Braun

Writer-in-Residence-Stipendium in Brünn ausgeschrieben

Festival 2BLogo
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Seit 2017 bietet das Kulturfestival Meeting Brno ein Writer-in-Residence Programm für ausländische Autorinnen und Autoren. Im Jahr 2020 laden die Organisatoren eine deutschsprachige Schriftstellerin im Zeitraum vom 4. Mai bis 1. Juni 2020 zum Schreibaufenthalt nach Brünn ein. Bewerbungen sind bis zum 15. Februar 2020 möglich.

Eine Plattform für Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Meinungen, Kulturen und Religionen will das Festival in der architektonisch und kulturell hochinteressanten tschechischen Stadt sein. Das Programm besteht Jahr zu Jahr aus anregenden Diskussionsforen und vielen künstlerischen Veranstaltungen, die sich auf das jeweilige Hauptthema des Festivals beziehen. Die diesjährige Auflage des Festivals findet vom 22. bis 31. Mai 2020 statt und behandelt das Thema Selbstreflexion und Selbstbewusstsein als Voraussetzung einer mündigen Bürgergesellschaft.

Mit seinem Literaturprogramm ehrt das Festival 2020 die vor 190 Jahren in Mähren geborene Marie von Ebner-Eschenbach, die in ihrem Heimatland kaum bekannt ist. Im Sinne der emanzipierten europäischen Schriftstellerin will das Festival zum kulturellen Austausch zwischen dem deutschsprachigen und tschechischen Kulturraum beitragen und gleichzeitig die schriftstellerische Tätigkeit von Frauen fördern. Deshalb richtet sich die Ausschreibung für den Schreibaufenthalt ausschließlich an Frauen, die auf Deutsch schreiben.

Das Writer-in-Residence Programm eignet sich für Schriftstellerinnen, die sich für mitteleuropäische Beziehungen, Geschichte, Gedächtnis oder Themen wie Suche nach Identität, multikulturelle Gesellschaft und Bürgergesellschaft interessieren. Die Autorin hat volle künstlerische Freiheit in Bezug auf die Intensität und Form der Auseinandersetzung mit den Themenschwerpunkten des Festivals.

Der Schreibaufenthalt dauert vier Wochen: vom 4. Mai bis zum 1. Juni 2020. Im Rahmen des Festivals Meeting Brno tritt die Autorin bei einer selbstständigen Autorenlesung auf, bei der sie ihre Arbeit präsentiert, mit der sie sich in der Zeit der Residenz beschäftigte, und einen eigenen Text vorliest. Darüber hinaus kann in dem Zeitraum nach Absprache mit der Autorin ein Workshop organisiert werden.

Das Festival Meeting Brno zahlt ein Stipendium in Höhe von 1000 Euro und stellt die Unterkunft in Brünn. Kosten für die An- und Abreise werden erstattet. Die Übersetzung der bei der Autorenlesung
präsentierten Texte wird vom Festival sichergestellt.

Bewerbungen sind per E-Mail an Frau Blanka Návratová (blanka.navratova@meetingbrno.cz) in deutscher Sprache einzureichen.

Betreff: „Residenz Meeting Brno 2020“.
Bewerbungsfrist: 15. Februar 2020.

Die Auswahl der Residenzautorin und Benachrichtigung aller Bewerberinnen erfolgt bis zum 28. Februar 2020.

Bewerbungsunterlagen:
– CV mit Veröffentlichungen
– Motivationsschreiben, aus dem hervorgeht, woran die Autorin derzeit
arbeitet und was für die Zeit der Residenz geplant ist
– ein repräsentativer Textauszug aus einem Werk (5-10 Seiten).

Ein Lesefest als Kulturbrücke

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Yamen 2BHussein 2B01Foto 2B02 MG 9865Am 28. August 1819 erschien bei der Cotta´schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart die Erstausgabe des „West-östlichen Divans“ von Johann Wolfgang von Goethe. Als fiktiver Dialog mit dem persischen Dichter Hafis aus Schiras wurde dieses Buch zur ersten Kulturbrücke zwischen Orient und Okzident. Daran erinnert ein Festival in Stuttgart vom 29. November bis zum 1. Dezember. Mit dabei: Dichterinnen und Dichter aus Ländern des islamischen Kulturkreises und aus dem deutschen Sprachraum. 

Gemeinsam zu lesen und über ihre Arbeit zu sprechen, vor allem aber persönlich fortzusetzen, was Goethe begonnen hat, das ist das Vorhaben der Festival-Akteurinnen und Akteure, die am 1. Adventswochenende 2019 in die Internationalen Bachakademie, ins Welthaus am Charlottenplatz, ins Zimmertheater Stuttgart und ins Alte Feuerwehrhaus Süd nach Heslach kommen werden. Hinter dem Programm des Poesie-Festivals „200 Jahre West-östlicher Divan“ stehen der Initiator Widmar Puhl, Ahmet Gül vom Verein Turkuaz, Cornelia Lanz von Zukunft Kultur und Maria Tramountani von der Autorengruppe „Literally Peace“.

Der Literaturwissenschaftler, Lyriker und Essayist Puhl, seit Jahrzehnten VS-Mitglied, begeisterte zunächst Ahmet Gül von seiner Idee – nach bleibenden Erfahrungen beim TRIMUM-Projekt der Bachakademie in den Jahren 2012 bis 2014, das damals Menschen jüdischen Glaubens, Christen und Muslime für geistliche Musik zusammenführte. Der türkische Kulturverein Turkuaz ist schon häufig als Konzertveranstalter in Erscheinung getreten und begleitet das Festival mit seinem Chor und Instrumentalisten.

Kultur als Schlüssel zum Respekt

Der Dialog zwischen westlicher und östlicher Poesie ist Puhl ein Herzensanliegen. „Dichtung kann Kulturen einander näher bringen, wenn Verständnis und Respekt an die Stelle der verbreiteten Furcht vor dem Fremden treten“, sagt er und sieht einen Zusammenhang zwischen 1819 und 2019. Als Goethes „West-östlicher Divan“ erschien, sei die Erinnerung an die Türkenkriege noch sehr frisch gewesen. Und auch heute noch werde die islamische Welt kaum als Kulturraum wahrgenommen, sondern stehe eher als unmenschlich und kulturfeindlich unter Generalverdacht.

Die breite Zahl der Unterstützer zeigt, dass Puhl mit seiner Haltung nicht alleine dasteht. Geld für das anspruchsvolle Programm gaben das Kulturamt der Stadt Stuttgart, die Hamburger ALE-Stiftung, die Berthold Leibinger Stiftung, die LBBW Stiftung und der Verlag Klett Cotta. Weitere Unterstützung kommt vom ABV-Zimmertheater Stuttgart sowie Vereinen wie Zukunft Kultur, Welthaus, Stuttgarter Schriftstellerhaus und der Akademie für gesprochenes Wort.

Das Programm des Festivals

Freitag, 29. November, 19 Uhr: „Karawanserei“ – Bachakademie Stuttgart. Lesung mit den Lyrikern Safiye Can, Najet Adouani (Tunesien) vom PEN-Programm „Writers in Exile“ und Farhad Showghi, dem Peter-Huchel-Preisträger 2018. Musik: Zura Dzagnidzse, Gitarre.

Samstag, 30. November, 15 Uhr: „Wenn Gedichte vereinen – ein syrisch-deutscher Literaturnachmittag mit Literally Peace“. „Globales Klassenzimmer“ im Welthaus am Charlottenplatz. Eine Skype-Lesung mit Steffen Gärtner und Autor*innen der Gruppe Literally Peace. Musik: Duo Ophilia (Julia Hoffmann & Jessica Haas).

Samstag, 30. November, 19 Uhr: „Dialog unterwegs“. ABV-Zimmertheater Stuttgart. Lesung mit der Schweizer Lyrikerin Ruth Loosli und Yamen Hussein (Foto oben) vom PEN-Programm „Writers in Exile“ aus Syrien. Musik: Nefi Akkaya, Rohrflöte (Ney).

Sonntag, 1. Dezember, 19 Uhr: „Divan – Träume und Albträume“. Altes Feuerwehrhaus Süd. Romantischer Liederabend nach Divan-Gedichten Goethes: Cornelia Lanz (Mezzosopran) und Yukiko Naito-Fendrich (Klavier). Rezitationen: Zukunft Kultur e.V. und Akademie für gesprochenes Wort und Flüchtlinge. Widmar Puhl liest neue Divan-Gedichte: „Suleikas rebellische Kinder“. Musik-Finale: Turkuaz-Chor und Ensemble.

Download: Programmflyer des Festivals (3,17 MB)

Make Solidarität great again

UmfrageVSBaWue
UmfrageVSBaWue

Ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Mitglieder des VS in Baden-Württemberg ticken, was sie sich wünschen, was sie erwarten – das war das Ziel einer Umfrage, die der Landesvorstand Ende 2018 vorstellte. Auf der Mitgliederversammlung 2019 am 20. Juli standen die Ergebnisse zur Debatte – plus ein Antrag von Widmar Puhl zu Lizenzgebühren für das Fotografieren und die Nutzung dieser Fotos von gemeinfreien Objekten.
Viel ist in diesem Jahr intern schon gesprochen worden über die aktuell fehlende Strahlkraft des VS in die deutsche Öffentlichkeit hinein. Nicht nur beim Bundeskongress in Aschaffenburg, sondern auch in Stuttgart bei der Mitgliederversammlung des VS Baden-Württemberg. Darüber etwa, dass die Jungen fehlen, mutmaßlich, weil sie sich andere Gemeinschaften suchen als unsere verstaubt wirkende Gewerkschaft. Oder weil sie sich eher als Individualisten und Einzelkämpfer sehen. Darüber auch, dass es kaum lautstarke Prominente im VS gibt.

Sie hätten es eben nicht nötig, prognostizierte ein Mitglied im Stuttgarter Deli und klang ein wenig resigniert. Über den Begriff der Solidarität sprach man daraufhin auch – und Martin von Arndt, der gemeinsam mit Christine Lehmann den VS-Landesvorsitz innehat, äußerte sich hoffnungsfroh. In den Schreibkursen mit jungen Menschen, die er leite, sei das, was man gemeinhin unter Solidarität versteht – also sich für andere und für die gute Sache stark zu machen – wieder spürbar.

Bei der Umfrage nach der Motivation für ihre Mitgliedschaft befragt, gaben 87,7 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die rechtliche Hilfe bei Unklarheiten als Grund an. 73,7 Prozent erhoffen sich einen Austausch mit anderen. Die Möglichkeit, im Bereich „Sonstiges“ eigene Antworten hinzuzufügen, nutzten mehrere, um ihre Überzeugung kundzutun, dass es in ihren Augen eine starke Interessenvertretung der Schriftstellerinnen und Schriftsteller brauche – und dass der VS stärker werden müsse, als er sich momentan präsentiere.
Dann wäre es auch leichter, auf jene Missstände hinzuweisen, die die Mitglieder beschäftigen. Eine drohende oder bereits spürbare Altersarmut und Urheberrechtsverletzungen bzw. eBook-Piraterie wurden in der Umfrage explizit genannt.

Aufruf zum Dialog

Kritik äußerten vereinzelte Mitglieder auch an der Vorstandsarbeit innerhalb des VS. Die Haltung in der Auseinandersetzung um die VG Wort, zu viel oder zu wenig Politik, ein zu starker Fokus auf die Interessen Stuttgarter Kolleginnen und Kollegen – dies und weiteres nannten die Abstimmenden. Christine Lehmann rief in der Mitgliederversammlung dazu auf, dass sich Unzufriedene stärker direkt zu Wort melden, damit der Vorstand sich mit ihrer Kritik auseinandersetzen könne.
 
Vermisst werden von vielen die Sommertage, rund zwei Drittel wünschen sie sich zurück. Stattfinden sollen sie der Mehrheit zufolge in einer verkehrstechnisch gut erreichbaren Kleinstadt. Der Vorstand hat dazu mit einem potenziellen Partner Verhandlungen aufgenommen.
Befragt nach den weiteren Aktivitäten, um die sich der VS bemühen sollte, wünschten sich 61,4 Prozent Seminare, speziell zum Thema Selbstvermarktung. Kulturpolitische Themen, rechtliche Fragen wie das Urheberrecht, der Buchmarkt und die Selbstpräsentation fänden ähnlich großes Interesse. Für Interessierte lohnt sich eventuell ein Blick auf das vielfältige Seminarprogramm des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Diskussion zu Lizenzgebühren

Nach der Debatte über die Umfrage beschäftigte sich die Mitgliederversammlung noch mit einem Antrag von Widmar Puhl, der VS-Bundesvorstand möge sich dafür einsetzen, dass staatliche Institutionen keine Lizenzgebühren erheben für das Fotografieren und die Nutzung dieser Fotos von gemeinfreien, also historischen Objekten, die sich in Staatsbesitz befinden.
Puhl hatte für den Umschlag eines Lyrikbandes ein Foto eines 150 Jahre alten, somit gemeinfreien maurischen Mosaiks im Zoologisch-botanischen Garten Wilhelma in Stuttgart geschossen und eine Abdruckerlaubnis erbeten. Die Wilhelma verlangte im Gegenzug eine Gebühr von 100 Euro, weil sie den Lyrikband als kommerzielles Produkt einstufte und mit dem Fotoshooting eines Modemagazins verglich – zum Unverständnis nicht nur von Puhl, sondern auch einem großen Teil der anwesenden Mitglieder. Ihnen leuchtete nicht ein, dass Fotos eines historischen Gebäudes oder einer Anlage Gebühren unterliegen, die mit dem Urheberrecht nicht begründet werden können.
Puhls Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Bis 15. Oktober für den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2020 bewerben

Logo 2BPEN

Logo 2BPENGefragt sind Gedichte von hoher ästhetischer Qualität: Das PEN-Zentrum Deutschland schreibt den Kurt Sigel-Lyrikpreis 2020 aus. Er ist mit 4.000 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 15. Oktober 2019. 

Stifter des Preises, der alle zwei Jahre verliehen wird, ist der Frankfurter Schriftsteller Kurt Sigel, der seit 1974 Mitglied im deutschen PEN ist. Der 87-Jährige hat sich mit Romanen, Erzählungen, Gedichtbänden und Büchern in hessischer Mundart, die er teilweise mit eigenen Zeichnungen und Cartoons illustrierte, einen Namen gemacht.

Auf den Preis bewerben können sich Lyrikerinnen und Lyriker, die die Veröffentlichung eines eigenständigen Gedichtbands in einem Verlag, der keine Kostenzuschüsse verlangt, vorzuweisen haben. Die bisherigen Preisträger hießen Daniel Falb (2016) und Dorothea Grünzweig (2018).

Link zu den exakten Ausschreibungsbedingungen

Stadt Stuttgart schreibt Hannsmann-Poethen-Stipendium aus

Hannsmann 2BPoethen

Hannsmann 2BPoethenZum dritten Mal schreibt die Landeshauptstadt Stuttgart das Hannsmann-Poethen-Literaturstipendium aus. Bewerben können sich Autorinnen und Autoren sowie Künstlerinnen und Künstler einer anderen Sparte (zum Beispiel Kunst, Musik, Theater, Film, Neue Medien, etc.), mit einem gemeinsamen literarisch-künstlerischen Projekt, das sie in Stuttgart umzusetzen planen.  Bewerbungsschluss ist der 30. September 2019.

Das bundesweit einmalige Tandem-Stipendium umfasst 15.000 Euro, ein eigenes Wohn-/ Arbeitsstudio im GEDOK-Haus sowie zusätzlich ein Projektbudget in Höhe von maximal 9.000 Euro. Kriterien für die Vergabe sind die künstlerische Qualität und die spartenübergreifende Ausrichtung des zu realisierenden Projekts. Das Vorhaben soll zudem gesellschaftskritische Aspekte miteinbeziehen und neue Impulse für das kulturelle Leben schaffen.

Die Vergabe des Stipendiums erfolgt im Herbst 2019, der Aufenthalt der Stipendiatinnen und Stipendiaten in Stuttgart von Januar bis April 2020.

Bei der Premiere 2016 hatten die Autorin Gerhild Steinbuch und die Komponistin Jagoda Szmytka das Stipendium erhalten, 2018 ging es an die Autorin Lara Hampe und die Medienwissenschaftlerin Vera Sebert.

Alle Informationen zum Stipendium stehen auf der Website der Stadt Stuttgart, die ausführliche Ausschreibung mit sämtlichen Anforderungen ebenso. 

Wir trauern um Dieter Schlesak

Dieter 2BSchlesak
Dieter 2BSchlesak

Unser Mitglied Dieter Schlesak ist am 29. März 2019 in seiner zweiten Heimat Camaiore in der Toskana im Alter von 84 Jahren gestorben. Sein letzter Verleger, Traian Pop vom Ludwigsburger Pop-Verlag, würdigt ihn in einem persönlichen Nachruf. 

Dieter Schlesak hat diese Welt, die er so geliebt und deswegen unentwegt mit ihr gehadert hat, am 29. März 2019 verlassen. Uns bleibt nur, sein Werk weiterhin zu begleiten und zu verbreiten. Es ist eine Herkules-Aufgabe, aber wir finden sie zwingend notwendig, da er nicht nur vieles hinterlassen, sondern uns zeit seines Lebens so viel Lesens- und Bedenkenswertes geschenkt hat: Vaterlandstage, Capesius der Auschwitzapotheker und TranssylWAHNien, um nur drei seiner besten Romane zu nennen, sowie unzählige Gedichte und Essays (die von uns geplante Werkausgabe wird mehr als 23 Bände haben).

Dieter Schlesak, 1934 in Schäßburg/Siebenbürgen geboren, ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren von Lyrik, Romanen, Essays über Literatur, Grenzphänomene und Religion sowie von Reiseberichten. Er machte sich auch einen Namen als Übersetzer und Herausgeber, unter anderen Gefährliche Serpentinen – Rumänische Lyrik der Gegenwart, „EDITION DRUCKHAUS neunzehnhundert achtundneunzig“. 1968 erschien sein erster Gedichtband Grenzstreifen im Bukarester Literaturverlag. 1969 emigrierte er nach Deutschland, der Kulturschock und das Ost-West-Trauma beherrschten von da an Schlesaks Schreiben. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen u. a.: Weiße Gegend. Fühlt die Gewalt in diesem Traum (1981), Vaterlandstage und die Kunst des Verschwindens (1986), Aufbäumen (1990), Wenn die Dinge aus dem Namen fallen (1991), Stehendes Ich in laufender Zeit (1994), So nah, so fremd (1995), Eine transsylvanische Reise (2004), Der neue Michelangelo (drei Bände, 1989–1991), Der Verweser (2002), Romans Netz (2004), Capesius, der Auschwitzapotheker (2006, u. a. ins Englische, Italienische, Spanische, Portugiesische, Hebräische übersetzt), Herbst Zeit Lose (2006), Vlad. Die Dracula-Korrektur (2007), Namen Los (2007), Heimleuchten (2009), Licht Blicke (2012), TranssylWAHNien (2014).

Schlesak erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. Andreas-Gryphius-Preis (1980), Nikolaus-Lenau-Preis (1993), Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2001), Umberto-Saba-Preis (2006), Maria-Ensle-Preis der Kunststiftung Baden-Württemberg (2007), Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest (2005). Sein Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach.

Lieber Dieter, seit ich erfahren habe, dass ich dich nie wieder anrufen kann, stöbere ich in den Texten,
die du mir zur Veröffentlichung überlassen hast – um dich auf diesem Weg zu erreichen und dir nahe zu sein. Deswegen sei hier für alle, die dich im Laufe deines Lebens gelesen und geschätzt und geliebt haben, eines deiner Gedichte zum Trost beigefügt.

Dieter Schlesak

ES GEHT ZU ENDE, WAS BISHER WAR,
und die Stimmen sind fern wie morgens um fünf,
wir werden uns nie mehr wiedersehn,
wir werden vergessen

Man sieht’s an der Luft, an den Augen der Leute,
überall rollen sie die Erinnerungen ein,
heut sah ich Fotos der Siebzigerjahre, da waren
wir jung und alles schien offen,
du stiegst in den fahrenden Zug,
der kam nie an
und fuhr ab nur zum Schein

Alt sind unsere Gefühle geworden.
Und oft ist es kalt und du spürst nur Gewohnheit,
als wäre über den Augen ein Schleier,
und wir gehen mit Abwesendem um

In allem spür ich schon das Vergessen
und die Leute sehn mich gar nicht mehr an;
so denk ich: Vielleicht bin ich plötzlich gestorben
und hab’s nicht bemerkt, bin unsichtbar geworden
Es ist nicht nur die Liebe, die jetzt vergeht,
es ist nicht nur Eiszeit der Sinne, es liegt
ein Stillstand um uns in der Luft, der uns Angst macht
und uns den Atem verschlägt

Denn es geht zu Ende, was bisher war,
und die Stimmen sind fern wie morgens um fünf,
wir werden uns nicht mehr wiedersehn,
wir werden vergessen, am Leben zu sein

Foto © Traian Pop

Ausschreibung von zugetextet.com: Kurzgeschichten gesucht

Logo zugetextet 2Breduziert

Logo zugetextet 2BreduziertSorgen Sie bitte in jedem Fall dafür, dass Ihre Kurzgeschichte uns mindestens in Grund und Boden fährt. Und uns gut unterhält.“ Mit diesen Worten endet eine Ausschreibung der Redaktion zugetextet.com – Feuilleton für Poesie-Sprache-Streit-Kultur. Bis zum 31. Dezember 2020, 24 Uhr, können Autorinnen und Autoren Storys zum Thema „Metropolregion Stuttgart: Immer schön mobil (bleiben)?“ abliefern. 

Als Prämie für ausgezeichnete und begeisternde Texte winken Geldpreise und Veröffentlichungen auf dem Magazin-Blog. Sind ausreichend viele gute Einreichungen dabei, soll es auch eine Anthologie geben. Die Redaktion sucht noch Kooperationspartner.

In der Ausschreibung, die natürlich auch auf der Website von zugetextet.com zu finden ist, heißt es:

Seitdem die Gattung der Hominiden in den Savannen Afrikas von den Bäumen hopste, ist der Mensch in Bewegung. Heute findet man unsere Art sogar im Weltraum. Freiheit gleich Freizügigkeit: Zu jeder Zeit entscheiden können, mit dem eigenen Auto loszufahren, um irgendwann irgendwo anzukommen.

Dieselgate, Fahrverbote, CO2, NOX, Feinstaub, Hardwarenachrüstung. E-Mobilität, Brennstoffzelle, selbstfahrendes Auto/Bus/LKW. Die Bundesbahn in Turbulenzen, der Nachverkehr zu teuer, die Flüge zu billig, die Kreuzfahrtschiffe Dreckschleudern. Die Städte und Inseln sperren zu. Ballermann ist abgebrannt. Mobilität ist mehr als Verkehr. Selbstfahrende Fahrzeuge. 5G an jeder Milchkanne, an jedem Misthaufen, jeder Straßenlaterne und jeder Ampel, in jedem Parkhaus und jedem Leuchtpfosten, auch die Warnbake funkt. Mobilsein ist mobil arbeiten, überall Datenzugriff, Datenaustausch von allen mit jedem.

Wir suchen Ihre Mobilitätsstory. Treffsicher kritisch, erfrischend sarkastisch, aufregend zynisch, hoffnungsfroh optimistisch. Machen Sie Ihren HeldInnen Räder, malen Sie den Schrecken wie die schöne neue Welt auf den Asphalt, hängen Sie Ihre Philippika und Ihre brillante Spekulation/Idee vom mobilen Leben der Zukunft an den nächsten Mobilfunkmasten / die neueste Blitzersäule. Bringen Sie uns zum Lachen, Weinen, Staunen, Erschrecken. Der eingesandte Text muss einen erkennbaren Bezug zur Metropolregion Stuttgart aufweisen, die aus dem Gebiet des Verbandes der Region Stuttgart sowie den Kreisen Reutlingen und Tübingen besteht.

Die Redaktion freut sich auf zahlreiche Zusendungen unter redaktion.blogmag(at)zugetextet.com. Bitte im Email das (at) durch @ ersetzen!

Gegenwart mitgestalten

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Der neue VS-Vorstand (von links): Sven j. Olsson, Lena Falkenhagen,
Pilar Baumeister, Leander Sukov. Es fehlt: Claudius Nießen.
Foto: © Bert Bostelmann / bildfolio

Der Schriftstellerkongress hat sich zum Jubiläum wieder stärker in die Öffentlichkeit bewegt. Dort muss der Club der Einzelkämpfer bleiben. Ein Rückblick auf Aschaffenburg. Von Marc Bensch
Wenn einer 50 Jahre wird, darf – und soll! – er sich schon fragen, wo er herkommt und wo er hinsteuert. Der viertägige Schriftstellerkongress zum VS-Jubiläum Mitte Februar unter dem Titel „Literaturunter Strom“ in Aschaffenburg nahm sich reichlich Raum zum stolzen Rückblick.  Natürlich kam am Main wieder die Rede auf Heinrich Bölls „Ende der Bescheidenheit“, ausgesprochen auf der VS-Gründungsversammlung 1969 in Köln. Ebenso wie auf die „Einigkeit der Einzelgänger“, die Dieter Lattmann, der erste Vorsitzende des Schriftstellerverbands, einst proklamierte.

Den Geist der alten Tage heraufzubeschwören, das ist legitim, das kann möglicherweise ermüdete Gemüter wachrütteln. Aber natürlich müsste jedem bewusst sein, dass Welt und Zeiten sich geändert haben und mit ihnen die Strahlkraft des VS. Es bräuchte mehr Junge, die kraftvoll vorangehen, und es bräuchte mehr Prominente, denen die Gesellschaft zuhört. Es mangelt an beidem. Schuld daran sind individuelle und organisatorische Umstände: verschobene Bedürfnisse der Einzelkämpfer ebenso wie die als starr empfundenen Strukturen einer Gewerkschaft oder die mangelnde Sexyness dergleichen.
Wo steuern wir also hin? In Aschaffenburg debattierte man am offiziellen Eröffnungstag ausführlich über die Digitalisierung, jenes Thema, über das jeder etwas zu sagen hat, ohne es ganz zu begreifen. Man sprach also über aggressive Marktakteure, über Diskussionskulturen in sozialen Netzwerken und über den Verlust der Medienkompetenz. Man sprach, ohne viel Wegweisendes von sich zu geben.
Tags darauf, auf der Delegiertenversammlung, sprach man darüber, wie sich der Verband in Zukunft aufstellen möge. Die Delegierten wählten einen neuen couragiert wirkenden Bundesvorstand mit Lena Falkenhagen an der Spitze. Sie trafen zudem Beschlüsse, in denen sich die „Weisheit der Gruppe“ zeigte, wie es die scheidende Vorsitzende Eva Leipprand ausdrückte. Die Öffnung des Verbands gegenüber Selfpublisherinnen und Selfpublishern ist eine Reaktion auf die neue Welt und eine Chance, wieder schlagkräftiger zu werden. Ebenfalls eine Reaktion auf veränderte Zeiten ist – qua Titel – die „Aschaffenburger Antwort“ mit ihrem Bekenntnis „zu den Grundsätzen des demokratischen sozialen Rechtsstaates, zur Wahrung und Verwirklichung der Menschenrechte, der Menschenwürde und zu einem friedlichen Zusammenleben“. Dass künftig nur Mitglied im VS werden kann, wer die auf dem Kongress verabschiedeteCharta anerkennt, ist ein Zeichen nach außen wie nach innen und eine unmissverständliche Verankerung.   
Es ist im Hier und Jetzt, in dem überwiegend Schreihälse Gehör und Widerhall finden, nicht einfach, mit Sachlichkeit durchzudringen. Es ist verlockend, sich ebenfalls als Schreihals zu gerieren. Aber es ist nicht ratsam. Der Weg zum Ziel führt über Unverdrossenheit und Beharrlichkeit. Und über den Dialog mit denen, die bereit sind, ihn zu führen.
Der 22. Bundeskongress bot zum Jubiläum, wie in der VS-Geschäftsordnung verlangt, literatur- und kulturpolitische Foren. Er bewegte sich dadurch stärker in die Öffentlichkeit als vorherige und schuf die Voraussetzungen, nicht erneut echolos zu verhallen. Dorthin, in die Öffentlichkeit, gehören Schriftsteller und dorthin gehört auch ihr Verband. „Gegenwart und Gesellschaft mitgestalten“ muss weiterhin das Motto sein. Gefragt ist jeder, der fit und willig ist.
VS Baden-Württemberg